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Politik: ...das Baby was zu sagen hat

Heute gibt es zwei gute Nachrichten. Eine kommt aus Japan.

Heute gibt es zwei gute Nachrichten. Eine kommt aus Japan. Dort sind sie gerade dabei, die geheimnisvollste Sprache der Menschheit dank modernster Technologie zu entschlüsseln. Die der Politiker? Nein, die der Babys.

Wie das genau funktionierten soll, ist noch streng geheim, die Japaner sind peinlich darauf bedacht, ihren Technologievorsprung in dieser Disziplin über die Zeit zu retten. Im Wesentlichen aber, so viel hat nun der die Forschung leitende NeurobiologieProfessor Kazuyuki Shinohara durchblicken lassen, werde es darum gehen, „Babygesichter numerisch zu lesen“; gemessen würden beispielsweise der Abstand zwischen Augenbrauen und Nasenspitze, die Frequenz des Geschreis sowie die Körpertemperatur.

Bevor wir zur zweiten guten Nachricht kommen, schnell noch dies. Das alles ist kein Witz, es sollte vielmehr als großer Schritt für die Menschheit verstanden werden, sich in dieser immer schwerer durchschaubaren Welt ein klein wenig besser zurechtzufinden, am besten auch daheim. Wann immer also künftig so ein kleiner Wurm in der Wiege wimmert, Generationen von Eltern werden nicht mehr vor der ewig gleichen Frage stehen: Hat er nun gekackt, hat er Durst, will er spielen oder lieber nur seine Ruhe? Die anschließende recht zeitaufwändige Try-and-Error-Prozedur kann also künftig auf eine zeitlich äußerst überschaubare Abstandsmessung zwischen Nasenspitze und Augenbrauen reduziert werden: Ach, er will nur schnell noch die Sportschau gucken.

Schön. In Japan, dem Land mit der niedrigsten Geburtenrate der Welt, erhofft man sich durch das Babygesichter-Lesegerät übrigens völlig neue bevölkerungspolitische Perspektiven. Viele potenzielle Eltern-Verweigerer können sich dort nun nicht mehr damit herausreden, sie hätten für den Nachwuchs eh keine Zeit und verstünden ihre Brut ja sowieso nicht, wenn sie sie erst einmal in die Welt gesetzt hätten. Man könne es deshalb auch gleich bleiben lassen.

Die zweite gute Nachricht ist, dass das Gerät noch im Sommer auf den Markt kommen soll – gerade rechtzeitig also für den dann mit voller Kraft einsetzenden Bundestagswahlkampf.

Heute ist der Tag, an dem es langsam Zeit wird, sich über die alles entscheidende Strategie für diesen Wahlkampf Gedanken zu machen. Wäre nicht eine engagierte Familienpolitik ’ne dolle Sache, mit der sich auf den letzten Metern noch entscheidend punkten ließe? Und könnte nicht die flächendeckende Einführung des Babygesichter-Lesegeräts ein schönes Projekt sein, dem sich der künftige Familienminister Otto Schily schon bald nach der Wahl annehmen werde… Vbn

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