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Politik: … das Beste fehlt

Was macht eigentlich Karl Mildenberger? Der Mann ist 69 Jahre alt.

Was macht eigentlich Karl Mildenberger? Der Mann ist 69 Jahre alt. 69 ist doch heutzutage kein Alter. Da muss man nicht Briefmarken sammeln, da braucht man kein Trübsal blasen, da tut keine Krücke not, da geht man raus, rein in den Ring des Lebens und semmelt den anderen mal eben dermaßen eine auf die Zwölf, dass es nur so kracht.

Es wissen sicher nicht mehr alle, wer Karl Mildenberger, genannt „Milde“ ist. Der Mann war Boxer, Schwergewicht, und was für eins. Einmal, das war im September 1966 im Frankfurter Waldstadion, da kämpfte „Milde“ vor 35 000 Zuschauern gegen den Weltmeister Muhammad Ali. Ohne Gnade. Am Ende gewann Ali, aber er sagte auch, dass er gegen diesen Pfälzer nie mehr kämpfen werde. So sehr hatte Mildenberger Ali weh getan und zugesetzt. Mit der linken, immer rumms auf die Zwölf.

Dieser Tage hat Graciano Rocchigiani, 42, Ex-Boxer, ein Turnier vorgeschlagen. Bei dem solle dann Henry Maske, 42, Ex-Boxer, gegen Virgil Hill, 42, Boxer, antreten. Er selbst, Roccigiani, wolle dann mit Dariusz Michalczewski, 38, Ex-Boxer, boxen. Anschließend sollen sich die beiden Sieger gegenseitig auf die Nuss klopfen. Michalczewski hat nicht abgelehnt.

Boxende, in die Jahre gekommene Männer sind offensichtlich gerade in Mode. Bei Rocchigiani liegt das Motiv für ein Comeback auf der Hand. Der Mann hat nichts zu tun. Ist auch langweilig, immer betrunken Auto zu fahren und im Gefängnis zu sitzen. Bei Maske dürfte es sich um eine neue Form der bekannten Midlife Crisis handeln, womöglich ein noch unerforschtes Wechseljahr-Symptom, das gibt es ja neuerdings auch bei Männern. Michalczewski schließlich hat sich früher Tiger genannt. So wie sich Stefan Effenberg, 38, Ex-Fußballer, mal einen Tigerkopf ins Haupthaar hat frisieren lassen. Beides, die Selbstbezichtigung wie die Selbstverstümmelung, legen die Vermutung nahe, dass die beiden Herren in manchen Dingen vielleicht eh ein wenig stulle sein könnten.

Der Trend zum Comeback hat nicht nur Boxer befallen. Auch Bands. Die Doors zum Beispiel, oder die Who. Die Doors treten ohne Jim Morrison an, die Who ohne Schlagzeuger Keith Moon, beide sind verstorben. Man kann also sagen, bei den beiden Bands fehlt das Beste ihrer frühen Jahre. Bei den alternden Boxern ist es ähnlich. Bei denen fehlt auch etwas. Sie stellen sich ohne ihre Schlagkraft in den Wind. Irgendwie traurig.uem

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