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Politik: … der Krieg zur Kunst wird

Heute ist Donnerstag, es ist der Tag, an dem Chinas Präsident Hu Jintao seinen US-Kollegen George W. Bush treffen wird.

Heute ist Donnerstag, es ist der Tag, an dem Chinas Präsident Hu Jintao seinen US-Kollegen George W. Bush treffen wird. Später wird daraus bestimmt mal ein historisches Datum. Ganz früh am Morgen hat Hu noch einmal die allerletzte Gelegenheit, sein Gastgeschenk vernünftig zu verpacken. Hu hat sich, offenkundig in der Annahme, dass Bush gerne liest, für ein Buch als Mitbringsel entschieden. Bücher sind praktisch. Der Beschenkte kann sie im Zweifel weiterverschenken, ohne groß aufzufallen. Sie sind auch weniger sperrig als Porzellanelefanten oder avantgardistisch geratene Verfremdungen der First Lady in Öl, was bei Nichtgefallen nur wieder unnötige diplomatische Verstimmungen verursacht.

Hus Buchgeschenk ist die Prachtausgabe des chinesischen Klassikers „Die Kunst des Krieges“ von General Sun Tzu. Sun Tzu hat vor etwa 2500 Jahren in der heutigen Provinz Anhui als Feldherr einiges weggefegt, danach hat er aufgeschrieben, wie er das gemacht hat. Der General gilt im Fernen Osten seitdem als Inbegriff der Klugheit. Wahrscheinlich hat Hu gedacht, wie man mal erfolgreich Krieg führt, also so etwas könnte George W. Bush ganz bestimmt auch interessieren. Falls Bush schon ein Buch hat, kann er „Die Kunst des Krieges“ bequem daneben stellen, viel Platz hat Sun Tzu für seine Gedanken nämlich nicht benötigt, sie passen auf 25 Seiten.

Wahrscheinlich schenkt Hu seinem Kollegen deshalb auch zwei Bändchen, eins auf Chinesisch und eins auf Englisch – damit es etwas mehr hermacht. Die englische Fassung ist übrigens direkt auf Seide gedruckt, in der chinesischen Variante sind die Schriftzeichen mit 155000 Seidenfäden in die Seiten eingewoben. Das macht das Weiterverschenken allerdings nicht ganz so einfach.

Was schreibt Sun Tzu eigentlich? Nun, es sind Sätze wie: „Ein Sieg ohne Kampf ist die beste Strategie.“ Oder: „Ein Herrscher sollte keinen Krieg aus Ärger beginnen, so wenig wie ein Feldherr eine Schlacht aus Wut. Ärger mag sich in Glück verwandeln und Wut in Befriedigung, eine Nation jedoch, die zerstört wurde, kann man nicht wieder zum Leben erwecken, so wenig, wie man die Toten wieder lebendig machen kann.“ Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht, Sun Tzu war kein Weichei, eher schon gewiefter Taktiker. „Halte dich zurück“, schreibt Sun Tzu, „bis die Gegner ihre Deckung verlassen, dann nimm dir, was sie lieben.“ Bei Bush heißt das immer: „All options are on the table.“ Vbn

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