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Politik: ...die Augen auf die Jugend blicken

Augenringe entstehen in der Regel durch Schwellungen der Lidhaut. Die geschwollene Lidhaut verursacht einen Lymphstau.

Augenringe entstehen in der Regel durch Schwellungen der Lidhaut. Die geschwollene Lidhaut verursacht einen Lymphstau. Die gestaute Lymphe ist es dann, die den optischen Effekt hervorruft. Als häufigste Ursachen von Augenringen werden genannt erstens Ermüdung oder Erschöpfung, zweitens Erregung – Stopp, damit ist nicht nur sexuelle Erregung gemeint, auch spirituelle oder cholerische Erregung kommen in Frage –, drittens Menstruation, viertens Eisenmangel. Wegen Eisenmangels haben Veganer manchmal Augenringe, muss aber nicht sein. Zum Abdecken von Augenringen gibt es spezielle Pasten, man soll es aber zuerst mal mit feuchten Wattepads probieren, die auf die Augen gelegt werden. Trinken hilft, aber bitte bloß Wasser. Man soll bei offenem Fenster schlafen. Überhaupt: Der Schlaf verhält sich zum Augenring wie Edmund Stoiber zu den ostdeutschen CDUErfolgen, er bringt sie relativ zuverlässig zum Abschwellen.

Das schwarz geränderte oder schwarz unterlaufene Auge wird seit Jahrtausenden einerseits in erotischen, andererseits in kultisch-religiösen Zusammenhängen als Signal verwendet. Das umränderte Auge wirkt größer, was meist als attraktiv angesehen wird. Attraktiv wirkt in der Regel auch die Aura der Erschöpfung, des Geheimnisvollen oder des sich – wobei auch immer! – völlig Verausgebens, die den Beringten umgibt. Die schwarze Schminke Kajal, die effektvoll Augenringe simuliert, war schon den alten Ägyptern bekannt. Schwarz geränderte Augen galten dort als Symbol des Sonnengottes. Massenkulturell markierte die Stummfilmzeit die Blüte des Augenringes, siehe auch „Die Augen der Mumie Ma“, 1918, Regie: Ernst Lubitsch. 1969 veröffentlichte Dschey Ar Tollkühn – wahrscheinlich ein Pseudonym – den parodistischen Roman „Der Herr der Augenringe“, der bei Fantasykennern als recht hübsch gilt. Der bisher letzte Kajal-Augenringstar war Johnny Depp in „Fluch der Karibik“, im deutschen Sprachraum muss man wohl den Augenringträger Egon Krenz nennen.

Aber nun gibt es ja Benedikt XVI. beim Kölner Weltjugendtag. Für Gläubige mag es beruhigend sein, zu erfahren, dass die außerordentlich eindrucksvollen Augenringe des Papstes gesundheitlich nicht unbedingt etwas Negatives bedeuten müssen. Denjenigen aber, die in ihren Kommentaren davon sprechen, dass der neue Papst noch kein Profil entwickelt habe oder noch kein Markenzeichen besitze, all jenen also rufen wir entgegen: Kein Markenzeichen? Wieso? Seht euch diese Augen an.

Böse Menschen haben keine Lider. mrt

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