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Politik: ...die Blasmusik ihre Unschuld verliert

Es ist ja viel von StandortFaktoren die Rede in diesen Tagen, von niedrigen Steuern, guten Schulen und günstigen Lohnnebenkosten – Dingen, die eher gegen Deutschland sprechen. Über den einfachen Zugang zu Drogen wird in diesem Zusammenhang aber nicht gesprochen.

Es ist ja viel von StandortFaktoren die Rede in diesen Tagen, von niedrigen Steuern, guten Schulen und günstigen Lohnnebenkosten – Dingen, die eher gegen Deutschland sprechen.

Über den einfachen Zugang zu Drogen wird in diesem Zusammenhang aber nicht gesprochen. Und das, obwohl der typische Kreative im geistigen Normalzustand ja eher eine Napfsülze ist, außerstande, eingefahrene Spuren zu verlassen. Nimmt er aber ein Näschen Koks, dann – wumm! – pfeifen die Ideen nur so durchs Gehirn, werden geniale Schlagzeilen ersonnen, technische Grenzen geknackt, legendäre Werbekampagnen gestartet und weltumspannende Klingeltöne fürs Handy komponiert.

Seien wir ehrlich: Auch damit hapert es in Deutschland. Der Zugang zu ordentlichem Koks bei uns setzt voraus, dass man jemanden kennt, der jemanden kennt, der vielleicht... Ein paar Prominente sind überdies erwischt und bestraft worden, was ihren Karrieren nicht unbedingt genützt hat. Und als ein hammerhart investigierendes Reporterteam auch auf dem Bundestagsklo Reste des Pulvers fand, beschädigte das sogar den Ruf der Droge. Denn wir alle fragten uns: Wie kann unter KokainEinfluss so schlechte Politik entstehen?

Nun hat RTL das gleiche Erfolgsmodell noch einmal ausprobiert und auf dem Künstlerklo des ARD-Musikantenstadls in Passau Spuren von Kokain gefunden. Gut: Wir hätten jederzeit akzeptiert, dass der landläufige Zupfgeigenhansel sein Lampenfieber mit einem Hefeweizen oder einem doppelten Enzian abkühlt, und Karl Moik, der Stadl-Chef, braucht sicher keine pharmazeutische Nachhilfe, um mit Spontan-Eruptionen wie „Spaghettifresser“ befreundete Nato-Länder gegen sich aufzubringen. Deutschland scheint doch anders zu sein. Und die Unschuld des Genres ist dahin.

Wenn heute Abend Gotthilf Fischer mit uns über die „Straße der Lieder“ zieht, dann werden wir uns unweigerlich fragen, welche seltenen Pilze aus Südtiroler Wäldern seine Sänger zuvor eingenommen haben. Und wenn zeitgleich im „Jubiläumsfest der Volksmusik“ die Tuba-Einsätze in die Lederhosen gehen, dann erwacht in uns der innere Drogenfahnder: Diese kreischende Fröhlichkeit, dieses klebrige Tuten und Blasen, dieses Hossa-UmptaTrallala im XXL-Format – wie macht man das?

Und vor allem: Wie erträgt man es? Der nächste investigative RTL-Test, pssst, ist schon geplant. Er soll beim Supermegajubiläumsfest der Volksmusik stattfinden. Aber diesmal auf dem Zuschauerklo. bm

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