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Politik: … die Feiertage beweglich werden

Das Abendland kennt die Einrichtung des beweglichen Feiertags, der mal hier und mal da stattfindet, wie es sich halt so ergibt. Doch die Regeln sind verlässlich, und wer will, kann schon heute nachschauen, wohin sich der Himmelfahrtstag im Jahr 2047 bewegt.

Das Abendland kennt die Einrichtung des beweglichen Feiertags, der mal hier und mal da stattfindet, wie es sich halt so ergibt. Doch die Regeln sind verlässlich, und wer will, kann schon heute nachschauen, wohin sich der Himmelfahrtstag im Jahr 2047 bewegt. Das heißt: Sofern er nicht im Rahmen einer Agenda 2050 abgeschafft wird, um das Bruttosozialprodukt zu steigern, wie es dereinst dem Bußtag widerfuhr.

Es gibt ferner die unbeweglichen Feiertage, beispielsweise Neujahr oder goldene Hochzeit, aber dann ist es auch gut. Nie wird es einem Deutschen widerfahren, dass er nichts ahnend ins Büro fährt und dort vom Portier erfährt, der Aufsichtsrat habe den Ostermontag soeben auf den 28.Februar vorgezogen. So ein Pech auch!

Betrachten wir andere Kulturkreise, wird es komplizierter. Ohnehin kann sich kein Mensch merken, wann die Chinesen, Pakistaner oder Israelis Neujahr feiern. Heute zum Beispiel wird dieses schöne Fest in den Vereinigten Arabischen Emiraten begangen, allerdings nicht auf Grund jahrtausendealter Tradition, sondern auf Kabinettsbeschluss; an sich, so wissen Kenner emiratischer Lebensart, wäre erst Donnerstag Neujahr gewesen.

Die Pointe ist, zugegeben, ein wenig billig, aber überzeugend: Für Mittwoch hatte sich Roland Koch, der große hessische Ministerpräsident, in den Emiraten angesagt. Koch vor den Toren – das ist allemal eine Art übergesetzlicher Notstand, da wäre sogar die komplette Verlegung der Emirate in die Antarktis legitim gewesen, und den Scheichs gebührt Bewunderung für die unaufgeregte Eleganz, mit der sie das Problem gelöst haben. Koch musste absagen.

Es war nicht der erste Reinfall dieser Art für die CDU. Als Edmund Stoiber am Sonntag der Regierung die Schuld für das Erstarken der NPD zuschob, da analysierte ein CDU-Insider: „Der Stoiber hat den Aschermittwoch auf Sonntag vorverlegt.“ Wir erkennen die Strategie des beweglichen Feiertags und rechnen fest damit, dass das Kabinett sich heute früh mit der erneuten Verlegung des Aschermittwochs revanchiert. In die letzte Augustwoche zum Beispiel, wenn der Durchschnitts-Bayer auf der Alm seinen Heuvorrat schneidet, oder auf Heiligabend, wenn jegliche politische Attacke so oder so unmittelbar auf ihren Urheber zurückfällt.

Es müsste allerdings jemand rechtzeitig Roland Koch Bescheid sagen. Sonst fliegt der gerade wieder in die Emirate. bm

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