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Politik: … die Justiz verrückt spielt

Die Jury tagt. Bald werden wir erfahren, wer die „Stella Awards" für das Jahr 2004 gewonnen hat.

Die Jury tagt. Bald werden wir erfahren, wer die „Stella Awards" für das Jahr 2004 gewonnen hat. Die Stella Awards sind nach Stella Liebeck benannt, jener Stella Liebeck, die sich 1979 bei McDonald’s einen Becher Kaffee gekauft hat, sich ins Auto setzte und den Becher zwischen die Beine klemmte, losfuhr, worauf der heiße Kaffee überschwappte und ihr Verbrennungen in einer Körpergegend zufügte, wo die meisten Menschen Verbrennungen besonders wenig mögen. Stella, damals bereits 79 Jahre alt, verklagte McDonald’s wegen heißen Kaffees und bekam tatsächlich 2,9 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Seitdem vergeben amerikanische Juristen den StellaPreis an die jeweils absurdesten Prozesse des Jahres. Die Wahl ist oft schwierig.

2002 musste sich die Jury zwischen einer Tochter des Sängers James Brown, Philip Shafer und den Bird-Schwestern entscheiden. Shafer hatte die Fluggesellschaft Delta auf 9500 Dollar Schadenersatz verklagt, weil er bei einem Flug neben einem dicken Mann saß, er findet Dicke eklig. Fräulein Brown verklagte ihren Vater auf eine Million Dollar, weil sie angeblich Ko-Komponistin einiger seiner Songs ist. Als die Songs veröffentlicht wurden, war sie aber erst drei Jahre alt. Gewonnen haben die drei Bird-Schwestern. Sie fuhren mit ihrer Mutter zum Krankenhaus. Der Mutter ging es schlecht, die Ärzte brachten sie schnell in die Notaufnahme. Die Töchter sagten, sie seien dadurch gestresst und in Aufregung versetzt worden, und verklagten die Ärzte. Den Prozess verloren sie erst in letzter Instanz.

2003 stand ein Junge in der engeren Wahl, der von der Schule geflogen ist und sie auf 50 Millionen verklagt hat, mit der Begründung, dass er mit Hilfe der Schulmannschaft bestimmt ein Baseballstar geworden wäre, die verdienen nun mal so viel. Sieger war die Stadt Madera, wo eine Polizistin einen harmlosen Menschen erschossen hat, weil sie ihre Dienstpistole mit einem Betäubungsgerät verwechselte. Die Stadt verklagte den Hersteller des Betäubungsgerätes. Leider sind nicht alle Fälle lustig. Ein Priester, der einen Jungen missbraucht hatte, einigte sich mit dessen Eltern auf 65 000 Dollar Schmerzensgeld und Stillschweigen. Als die Eltern erfuhren, dass der Mann sich wieder an Kinder heranmacht, gingen sie an die Öffentlichkeit. Der Priester verklagte sie auf 65 000 Dollar. Schließlich sei Stillschweigen vereinbart worden.

Auf die Frage, welches das Hauptproblem des US-Justizsystems sei, antworten die Gründer des Preises auf ihrer Homepage: die Geldgier aller Beteiligten.mrt

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