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Politik: … die Oberschicht leidet

Die Reichen haben es auch nicht leicht. Zum Beleg hierfür eine Geschichte aus jener amerikanischen Personengruppe, die noch ein bisschen über der normalen Oberschicht angesiedelt ist.

Die Reichen haben es auch nicht leicht. Zum Beleg hierfür eine Geschichte aus jener amerikanischen Personengruppe, die noch ein bisschen über der normalen Oberschicht angesiedelt ist. Es ist die Welt der Hedge-Fonds-Milliardäre und Casinomilliardäre. Steve Wynn ist so einer, aus Las Vegas, und er ist ein feinsinniger Mensch. Wynn sammelt Cézannes, Renoirs, nur das Schönste vom Besten, und auch „Le Rêve“. Das ist wirklich ein Traum von einem Bild, von Picasso geschaffen, üppig, rund, farbenfroh, friedlich, träumend. Es zeigt Marie-Thérèse Walter, die junge Geliebte des Meisters, und wenn man bedenkt, wie xanthippig Picasso ansonsten seine damalige Gemahlin Olga hingestrichelt hat, ahnt man eine Menge über sein Beziehungsgeflecht.

Nun hat aber Steve Wynn gerade ein neues Hotel gebaut, es trägt in aller Bescheidenheit seinen Namen, es ist ein Luxushotel, und auch in der obersten Oberschicht muss so ein Prachtbau erst einmal bezahlt werden. Da traf es sich ganz gut, dass der Hedge-Fonds-Mann Steven A. Cohen, ein alter Freund von Wynn und ebenfalls ein feinsinniger Mensch, seine beträchtliche Kunstsammlung erweitern wollte. Der Mann lebt in Connecticut, dem Geburtsstaat von George W. Bush, da kann gut noch ein wenig Kultur hin. Kurzum: Man einigte sich, „Le Rêve“ war das Handelsobjekt, und Mademoiselle Walter sollte gegen 139 Millionen Dollar künftig im Hause Cohen von der Liebe träumen. Damit wäre das Gemälde zum teuersten der Welt geworden, doch es kam anders.

Feinsinnig hin, feinsinnig her, Steve Wynn möchte schon zeigen, was für ein Pracht- und Teufelskerl er ist. Er lud Freunde ein, oberste Oberschicht selbstredend, und alle kamen in seine Luxusherberge in Las Vegas. Man speiste, man trank, man trank, vermutlich trank man danach noch einen. Dann berichtete Steve Wynn von seinem Coup, dem Verkauf von „Le Rêve“, von der Rekordsumme, die er aushandeln konnte, und „wisst ihr was, ich zeig’s euch mal.“ Und so ging die Gruppe ins sein Büro, staunte und bewunderte den Feinsinn ihres Freundes, all die Matisses, Renoirs, Cézannes, Picassos an den Wänden, vor allem „Le Rêve“. Wynn schwärmte, Wynn gestikulierte, Wynn fuchtelte mit dem Ellenbogen herum, und mit dem machte er ratsch und im Unterarm der schönen Marie-Thérèse klaffte ein drei Zentimeter langer Riss. Nun muss sie erst aufwändig restauriert werden. Die Sache hat aber ein tröstliches Ende, Steve Wynns Gattin wertet den Vorfall als Wink des Schicksals, nun darf Marie-Thérèse im Hause bleiben.

Eine Moral hat die Oberschichtenanekdote auch: Ellbogengesellschaft ist großer Mist.uem

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