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Politik: ...die Würfel fallen

In späteren Geschichtsbüchern wird stehen, dass heute der Tag war, an dem Christo und Gattin JeanneClaude einen goldenen Fluss durch den Central Park von New York leiteten. In heutigen Geschichtsbüchern wird für Mitte Februar auf ein Ereignis hingewiesen, das ebenfalls bedeutsam war.

In späteren Geschichtsbüchern wird stehen, dass heute der Tag war, an dem Christo und Gattin JeanneClaude einen goldenen Fluss durch den Central Park von New York leiteten. In heutigen Geschichtsbüchern wird für Mitte Februar auf ein Ereignis hingewiesen, das ebenfalls bedeutsam war. Man muss dazu ins Jahr 44 vor Christus zurückspringen. Damals begab es sich in Rom, dass Gaius Julius Caesar nach längerem Gezicke den Job eines Diktatoren auf Lebenszeit annahm. Damit war er auf der Höhe seiner Macht angekommen. Das hielt nicht lange, einen Monat später wurde er gefeuert, auf eine damals verbreitete Art, durch Tyrannenmord.

Aber darum geht es nicht. Es geht um den Tag, der bald Christos Tag sein wird. Und dann weiß keiner mehr, dass das mal Caesars Tag war. Cajus Julius Caesar lebt. Und sitzt im Bundestag. Für die CDU. Warum nicht, mit dem Namen nimmt einen doch sonst keiner.

Cajus Julius Caesar ist jetzt 54, seit sieben Jahren MdB und von Haus aus Förster. In Berlin vertritt er den Kreis Lippe. Zum Ziel hat er sich einfachere, niedrigere und gerechte Steuern gemacht, er setzt sich für die Belange des Mittelstandes ein, ebenso für die Förderung und Stärkung des Ehrenamtes. Insgesamt muss man sagen, dass die Ziele des LippeCaesars dem Rom-Caesar völlig schnurz waren. Vielleicht kennt man den Lippe-Caesar deshalb trotz seines Namens nicht. Und warum geben Eltern ihren Kindern einen solchen Namen?

Im Falle des Cajus Julius Caesar aus dem Kreis Lippe, war es der Name des Vaters, der hieß auch Cajus Julius. Nach den Gründen kann man den Großvater nicht mehr fragen. Oft werden Namen aus Verehrung gewählt. Wer heute so zwischen 50 und 60 Jahre alt ist und Adolf heißt, kommt deswegen immer noch in Erklärungsnot über die Gedanken der Eltern. Leichter hatten es diesbezüglich im Westen die Uwes, die in den sechziger Jahren geboren wurden. Die mussten nur Fußballspieler werden, so wie ihr Namensbruder Seeler. Der Osten wollte derweil eine Nation von Waldemars werden, die so gut Marathon liefen wie W. Cierpinski.

Insgesamt aber hat die verehrende Namensgebung stark nachgelassen. Fast nie hört man auf Kinderspielplätzen Mütter rufen: „Guido, gib Angela die Förmchen zurück!“ Oder: „Komm Joschka, jetzt vertrag dich wieder mit Otto!“ Gerd als Name für Neugeborene ist völlig out. Was nun Christo angeht, daran sind keine Eltern schuld, das ist ein Künstlername, der auf gewissen Größenwahn hinweist. Der sei dem Erbauer des goldenen Flusses verziehen.uem

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