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Politik: ... Geld doch alles ist

Zu den spannenderen Fragen der Menschheitsgeschichte gehört allemal die, ob sich unser Ego wohl schwer veränderte, wenn wir denn plötzlich und unerwartet über einen Haufen Geld verfügten. Etwaige Analogien zu juristischen Personen, dem Staat gar, sind selbst am Tag vor Bekanntgabe der Steuerschätzung leider unbrauchbar, schon wegen der Höhe der in Erwartung stehenden Summe – 30 Milliarden!

Zu den spannenderen Fragen der Menschheitsgeschichte gehört allemal die, ob sich unser Ego wohl schwer veränderte, wenn wir denn plötzlich und unerwartet über einen Haufen Geld verfügten. Etwaige Analogien zu juristischen Personen, dem Staat gar, sind selbst am Tag vor Bekanntgabe der Steuerschätzung leider unbrauchbar, schon wegen der Höhe der in Erwartung stehenden Summe – 30 Milliarden! –, aber auch wegen des darob bereits angehobenen Gezänks, ob man die Kohle besser im Gesundheitssystem versenken oder doch lieber der Unterschicht in den Rachen schmeißen sollte.

Solch innere Zerrissenheit mag es bei plötzlich einsetzendem Geldsegen im Individualbereich tatsächlich geben, wenn auch auf weit niedrigerem finanziellen Niveau (kriegt Tante Erna jetzt endlich ihr neues Gebiss?), soll aber hier nicht weiter interessieren. Nein, wirklich nicht.

Denn interessanter ist allemal der tiefenpsychologische Aspekt, ob man weiter so wie zuvor mit sich im Reinen sein kann, nur weil man ein einziges Mal unvorsichtigerweise sechs Richtige mit Zusatz- und Superzahl angekreuzt hat.

Einzelfälle wie weiland „Lotto-Lothar“ deuten daraufhin, dass es so einfach sicher nicht ist. Fundierte empirische Forschung liegt bislang dazu allerdings auch nicht vor, und nur von Zeit zu Zeit liest man diese gefühlsduseligen Geschichten, in denen ein Neu-Millionär verspricht, alles beim Alten zu belassen und höchstens mal den Gartenzaun mit teurerer Farbe zu streichen.

Umso dankbarer ist deshalb nun der Fall eines jungen, in einer Fastfood-Filiale arbeitenden Pärchens aus dem walisischen Cardiff zu betrachten, das im Juli dieses Jahres einen Lottogewinn von 1,3 Millionen Pfund einstrich. Beide, Luke und Emma, hielten löblicherweise noch ein paar Monate die Treue zu ihrem Arbeitgeber, haben dieser Tage aber gekündigt, damit endgültig, wenn man so will, vor der rosa-roten Neuzeit kapitulierend. „Es hat einfach keinen Sinn, sechs Pfund in der Stunde zu verdienen, wenn du mehr als eine Million auf der Bank hast“, sagt Luke. Emma findet das auch.

Wahrscheinlich ist da sogar was dran. Ein wenig hohl klängen in der Tat in diesem Fall Warnungen nach dem Motto: Denkt an die Haushaltskonsolidierung! Lucky Luke, glückliche Emma.

Unsereiner aber bleibt zurück, ratlos und innerlich aufgewühlt und wohl nie so genau wissend, ob er es ihnen nachmachen würde, Luke, Emma? Für eine Festanstellung bei einem Burger-Brater fehlt es uns leider an Lebensmut und beim Glückspiel zudem an Fortune. Vbn

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