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Politik: … Geld nicht mehr glücklich macht

Höfliche, sehr alte Menschen sprechen manchmal noch von „Bankbeamten“, und sie drücken damit Ehrfurcht aus. Vorbei.

Höfliche, sehr alte Menschen sprechen manchmal noch von „Bankbeamten“, und sie drücken damit Ehrfurcht aus. Vorbei. Wir heute sagen „Banker“, eigentlich „Bänker“, das liest sich abfälliger, wie „Schränker“, und was die machen, weiß man ja. Es handelt sich um jene Menschen, die nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld, und wenn sie es dann eingesackt und an die Heuschrecken verfüttert haben, heben sie zwei Finger zum Zeichen des Sieges in die Höhe und steigen in den Benz, hinten, wie es ihre Art ist. Na, so ungefähr jedenfalls.

Ein Irrweg! Meint jedenfalls James Montier von der in London ansässigen deutschen Bank Dresdner Kleinwort Wasserstein. Die Botschaft des Rundbriefs an seine Kunden: Geld! Macht! Nicht! Glücklich!

Hui. Kaufen Sie sich ein neues Auto, sagt er, Riesenglück für ein paar Tage, kenne ich. Aber dann: Die Kinder zerfetzen die Polster, der Hund haart den Kofferraum voll, und schon geht es in die Grütze, das Glück. Neues Auto, Glück, Polster, Hund, Kofferraum, alles von vorn, wozu? Mit Luxusvillen und goldenen Uhren ist es dasselbe. Folgerung des klugen Bankers: Geld führt nur zu Verfolgungswahn und dem ständigen Bedürfnis, Aufmerksamkeit zu erregen.

Aber woran sollen wir uns stattdessen berauschen? Gehen Sie in Urlaub, schreibt Montier, tauchen Sie, gehen Sie auf Safari, in ein Konzert, alles tolle Sachen. Halt, möchten wir einwenden, das geht nur für Geld, viel Geld! Und ist es nicht mit dem Urlaub wie mit dem Auto? Erst Glück, dann tropft die Dusche, der Strand ist verdreckt, und das Essen sieht aus wie irgendwas, was die Katze reingeschleppt hat?

Aber da ist Mister Montier schon weggebenzt, und wir bleiben auf unseren Fragen sitzen. Die wichtigste: Warum sagt er uns das eigentlich? Mag sein, er hat den Ärger satt mit Kunden, die ewig um Viertelprozente feilschen und einfach nicht akzeptieren wollen, dass auch die rattenschärfsten Immobilienfonds mal schwächeln. Bleibt cool, meint er, dreizehnkommasiebenfünnef für den Dispo mag hart sein, aber dann werft ihr auch kein gepumptes Geld für Autos raus. Alles zu eurem Wohl!

Wir aber sehen die Banken nun in völlig anderem Licht: Als karitative Einrichtungen, die das Geld selbstlos sicherstellen, bevor es uns ins Unglück stürzt. Deshalb bleibt Josef Ackermann auch bis 2010 Chef der Deutschen Bank: Er will noch unglücklicher werden. Auf seine Art ist er eben ein echter Bankbeamter. bm

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