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Politik: … Grillen gefährlich wird

Das Wetter gibt sich derzeit alle Mühe, seine tückischen Absichten betr. Klimawandel hinter Bergen von täuschendem Schnee zu verstecken.

Das Wetter gibt sich derzeit alle Mühe, seine tückischen Absichten betr. Klimawandel hinter Bergen von täuschendem Schnee zu verstecken. Das kann uns natürlich in keiner Weise beruhigen – es geht im Grunde nur noch darum, dem Verhängnis den einen oder anderen positiven Aspekt abzugewinnen. Und Berlin, also bitte: Gegen Palmen am Tegeler See wäre ebenso wenig einzuwenden wie gegen lauschige Kreuzberger Nächte mit Zikadengezirp und tiefdunklem Chianti von der Südflanke des Teufelsbergs.

Aber auch diese an sich nicht unerfreuliche Perspektive liegt nun am Boden, zerstört von klarsichtigen englischen Forschern der Universität East Anglia. Sie haben sich gefragt: Was tun wir eigentlich, wenn es draußen wärmer wird? Antwort: Wir grillen. Wurst. Fleisch, Fisch. Und je wärmer es ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf Wurst, Fleisch und Fisch grässliche Salmonellen ausbreiten. Sagt jedenfalls Professor Paul Hunter, der auch sonnenhungrigen Vegetariern jede Hoffnung nimmt. Denn in den tropischen Regenfällen zwischen den einzelnen Barbecue-Gängen vermehrt sich der Cryptosporidium-Pilz im Wasser, der beim Trinken oder beim kühlenden Bad im See angreift und die gegen Salmonellen geschützten Gemüsefans per Durchfall hinwegrafft.

Es ist dies, leider, noch nicht einmal die ganze Wahrheit. Denn eine Grillparty bei sommerlicher Hitze, wie sie bald auch im Januar in unseren Breiten möglich sein wird, löst Durst aus. Durst, den wir gewohnheitsmäßig mit eiskaltem provencalischem Rosé-Wein löschen, purem Alkohol, der also demnächst ganzjährig direkt auf die Leber losgeht und dort nichts als Unheil anrichtet. Überhaupt: Grillen. Produziert Acrylamide! Nitrosamine! Fiesoxin! Brandgefahr! Hat Professor Hunter alles nicht einmal erwähnt, vermutlich, um uns nicht gleich den letzten Rest von Lebensmut zu nehmen. Dass es in traditionell grillverrückten Regionen wie Texas oder Australien bislang noch zu keinem Massensterben gekommen ist, darf uns nicht trösten, denn da sind die Leute ja noch ganz andere Sachen gewöhnt. Wir sensiblen Mitteleuropäer dagegen ...

Ja, Leute: Niemand bleibt verschont. Wenn der Klimawandel an die Tür klopft, dann hilft nur eines: Den Schlüssel von drinnen zwei Mal umdrehen und niemanden hereinlassen. Und nur abgekochtes Wasser trinken. Denn der Teufelsberger Chianti macht am Ende auch nichts als böse Kopfschmerzen. bm

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