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Politik: … Harald Schmidt tanzt

Heute ist ja nun endlich der Tag, an dem der neue James Bond in Deutschland anläuft. Man könnte jetzt darüber sinnieren, ob nach dem Film vor der Tat ist.

Heute ist ja nun endlich der Tag, an dem der neue James Bond in Deutschland anläuft. Man könnte jetzt darüber sinnieren, ob nach dem Film vor der Tat ist. Aber was soll das? Ist es nicht viel wichtiger, in Zeiten sinnloser, verherrlichter Gewalt Zeichen der Liebe zu setzen? Zeichen der Hoffnung und der Träume? Auf solchen Träumen kann man gleiten, schweben, schwimmen, von, sagen wir, Havanna nach Valparaiso, geradewegs durch den Panamakanal. Dort vergisst man all die sinnlose, verherrlichte Gewalt.

Eines dieser Zeichen setzt: Harald Schmidt, wer sonst? Harald Schmidt übernimmt eine Gastrolle im „Traumschiff“, wo sonst? Und er spielt dort, wie er sagt, „einen Gentleman-Host“, was sonst? „Einen Mann, der Frauen auf solchen Schiffsreisen moralisch einwandfrei die Zeit vertreibt.“ Harald Schmidt als Gigolo, und dann auch noch moralisch einwandfrei, das mag ein wenig überraschend kommen, aber die Reise geht von Havanna nach Valparaiso, geradewegs durch den Panamakanal, dort ist kein Platz für die Wirklichkeiten des Lebens. Schmidt hat es weit gebracht von Nürtingen auf der Schwäbischen Alb bis in den Panamakanal. Es ist doch ein schönes Bild, dass der Zyniker Schmidt der Liebe frönt, der moralisch einwandfreien Liebe, ganz ohne Arg und Hinterlist. Na also, geht doch.

Ein anderes Zeichen der Liebe kommt, auch überraschend, aus China. Dort war es bisher üblich, alljährlich eine Olympiade der Tiere zu veranstalten, boxende Kängurus, radelnde Bären, turnende Affen traten dabei gegeneinander an. Und wer weiß, wie dort im fernen Osten die menschlichen Sportler auf ihre Wettkämpfe hingetrimmt werden, der mag sich gar nicht vorstellen, wie es der wehrlosen Kreatur ergangen sein muss. Wann radelt so ein Bär schon mal in freier Wildbahn? Praktisch nie. Wann boxt ein Känguru zur Gaudi? Schmeißt sich ein Affe mit dem Gienger-Salto übers Reck?

Nun haben die Tierschützer gegen „das barbarische Training“ ihr Veto eingelegt, weil es „die Tiere psychisch und physisch verletzt“. Da schimmert er auf, der Respekt vor der Na- und die Liebe zur Kreatur – die barbarischen Spiele der Tiere wurden abgesagt. Na also, geht doch.

Nur, wird es reichen? Werden die Zeichen der Hoffnung all der sinnlosen, verherrlichten Gewalt die Stirn bieten können und sie zur Umkehr bewegen? Bei Bond sind Zweifel angebracht, wie gesagt, nach dem Film ist vor der Tat. Und sonst? Wahrscheinlich ist es wie beim großen Tom Waits, der die Durchschlagskraft seines Protestsongs so beschrieb: „Das ist so als ob man mit Erdnüssen nach einem Gorilla wirft.“uem

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