zum Hauptinhalt

Politik: ...nichts mehr hinhaut

Es waren nicht mal zehn Minuten im All, innerhalb derer Alexej Leonow so dick wurde, dass er nicht mehr durch die Weltraumkapselluke passte. Sicher, er hätte gar nicht auszusteigen brauchen.

Es waren nicht mal zehn Minuten im All, innerhalb derer Alexej Leonow so dick wurde, dass er nicht mehr durch die Weltraumkapselluke passte. Sicher, er hätte gar nicht auszusteigen brauchen. Er hatte eigentlich nichts im All zu erledigen. Aber es war der 18. März 1965, die Amerikaner hatten noch überhaupt niemanden frei durch den Weltraum fliegen lassen. Da war es für die Sowjetmenschen einfach Ehrensache, den Amerikanern das mal vorzumachen. Blöderweise haben sie sich bei der Luftdruckfrage ein wenig verrechnet, so dass Alexej Leonows Weltraumanzug sich im Freien über alle Maßen aufblies. Er wäre als weißer Luftballon im schwarzen All den Märtyrertod gestorben, hätte er nicht im letzten Augenblick noch Druck ablassen und sich zurück in die Kapsel zwängen können.

Als die Kapsel dann noch 3000 Kilometer jenseits der berechneten Landestelle niederkam, im eiskalten Ural, da wird sich Alexej Leonow so seine Gedanken gemacht haben übers irdische Rechnungswesen.

Dies alles geschah am 18. März vor 40 Jahren. Am 18. März vor nunmehr 5957 Jahren erschuf Gott die Welt. Das jedenfalls hat Beda Venerabilis vor etwa 1270 Jahren berechnet. Er hatte gewissenhaft sämtliche diesbezüglichen Andeutungen der Bibel ausgewertet und war sich schließlich ziemlich sicher: Gott muss die Sache mit der Welt am 18. März 3952 v. Chr. klar gemacht haben.

Die moderne Naturwissenschaft ist zu anderen Ergebnissen gekommen. Was natürlich nicht so erstaunlich ist: Die moderne Naturwissenschaft rechnet „nach Adam Riese“. Beda Venerabilis rechnete deutlich vor Adam Riese.

Nun, die Genossen Ingenieure von der sowjetischen Raumfahrtbehörde haben den Raumanzuginnendruck und die Kapsellandestelle auch „nach Adam Riese“ berechnet.

Beda müssen wir zudem zugute halten, dass seine Terminierung durch ihre Genauigkeit besticht. Einen frühlingshaften 18. März kann man sich auch wirklich sehr gut als Welterschaffungstag vorstellen.

Und dennoch bleibt da eine Unschärfe: Gott hat doch sieben Tage zum Welterschaffen gebraucht – oder im Grunde genommen sechs, am siebten war ja Feiertag. War der 18. März nun der Tag, an dem er angefangen hat, oder jener, an dem er geruht, gefeiert und stolz „Das hätten wir“ gemurmelt hat? Wir wissen es nicht, keine Rechenmaschine hilft da weiter.

Wo man hinschaut, Rechenfehler, Ungenauigkeit, Unschärfe. An welchem Tag hat Gott eigentlich die Mathematik erschaffen? Bestimmt an einem der späteren, da war er selbst schon ganz durcheinander.dae

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false