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Politik: ... Schwarz-Gelb regiert

Es ist bedauerlich, aber wahr: Die Deutschen sind so deutsch nicht mehr. In Bayreuth scharwenzeln neuerdings tintenfassschwarze „Neger“ über die Bühne des Festspielhauses (was immerhin noch einen „deutschen“ Tenor erbost, aber bei Tenören weiß man ja nie so genau), kurz hinter der österreichischen Grenze zahlen deutsche Urlauber anstandslos 240 Euro Strafe dafür, dass sie das AutobahnPickerl betrügerischerweise mit Honig oder Haarspray an die Windschutzscheibe geklebt haben (kauft man gar keins, kostet es bloß 120 Euro, hä hä), und „Klinsi“ sucht hartnäckig weiter nach Leuten, die für ihn die Drecksarbeit tun.

Es ist bedauerlich, aber wahr: Die Deutschen sind so deutsch nicht mehr. In Bayreuth scharwenzeln neuerdings tintenfassschwarze „Neger“ über die Bühne des Festspielhauses (was immerhin noch einen „deutschen“ Tenor erbost, aber bei Tenören weiß man ja nie so genau), kurz hinter der österreichischen Grenze zahlen deutsche Urlauber anstandslos 240 Euro Strafe dafür, dass sie das AutobahnPickerl betrügerischerweise mit Honig oder Haarspray an die Windschutzscheibe geklebt haben (kauft man gar keins, kostet es bloß 120 Euro, hä hä), und „Klinsi“ sucht hartnäckig weiter nach Leuten, die für ihn die Drecksarbeit tun. Was, so fragt man sich und rudert wild mit den Armen in der Luft, macht dieser Sommer eigentlich aus unseren deutschen Tugenden?

Das mit dem Rudern in der Luft sollten wir allerdings schleunigst lassen. Die Antwort auf die Frage nämlich ist schwarz-gelb, wird gesunde 15 bis 25 Millimeter lang und kann stechen. Ihr Name: paravespula germanica, die deutsche Wespe, nicht zu verwechseln mit der roten, der sächsischen, der norwegischen oder der gallischen Wespe. Gewiss, es stechen immer nur die Weibchen. Danach sind sie, im Gegensatz zur gemeinen Honigbiene, keineswegs tot, sondern erst recht topfit. Sie stechen, dass die Schwarte kracht. Mörderinnen- und Misshandlerinnengeschwader entsetzlichen Ausmaßes schwärzen heute die Lüfte, durchsieben rudernde wie ratsamerweise besser nicht rudernde Arme, stürzen sich auf der Jagd nach süßer Limonade unschuldige Kleinkinderrachen hinunter und lassen Insektengift-Allergiker in ihre Notfallsets beißen. Schlimm ist das,wirklich schlimm.

Was aber schließen wir daraus? Richtig: Die Deutschen haben ihre Tugenden den Insekten überantwortet. Und dass ein so possierlicher und an sich friedfertiger Hautflügler wie die Wespe an Gründlichkeit, Fleiß, Sauberkeit, Humorlosigkeit und Pünktlichkeit früher oder später verzweifeln würde, war wohl klar. Jetzt schlägt die Tierwelt grosso modo zurück. Nur zum Vergleich: In Australien sind’s hungrige Kängurus, die ahnungslosen Farmern auf die Nase boxen, wenn diese nicht gleich mit Fressbarem parieren. Und in der Ostschweiz ist der Wolf zurück. Hätte man auch nicht gedacht.

Aber Deutschland wäre ja nicht die Heimat der Dichter und Denker, wenn dies alles so unbedingt wörtlich zu nehmen wäre. Am Ende ist die Wespenplage nur eine Metapher. Dafür, dass Borussia Dortmund in der nächsten Saison ganz bestimmt mal Meister wird. Und dafür, dass auch unter einer schwarz-gelben Regierung mit sehr, sehr schmerzhaften sozialen Einstichen zu rechnen sein wird. Le.

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