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Politik: … Waffen zu Argumenten werden

Die Wachtel, die sich im Gebüsch vor Dick Cheneys Flinte verborgen hielt, war nicht nur eine Wachtel. Wie uns von Tag zu Tag deutlicher wird, handelte es sich um eine Massenvernichtungswaffe, daran kann in Zeiten der Vogelgrippe kein Zweifel mehr bestehen.

Die Wachtel, die sich im Gebüsch vor Dick Cheneys Flinte verborgen hielt, war nicht nur eine Wachtel. Wie uns von Tag zu Tag deutlicher wird, handelte es sich um eine Massenvernichtungswaffe, daran kann in Zeiten der Vogelgrippe kein Zweifel mehr bestehen. Also hatte der Vizepräsident jedes Recht der Welt, sofort zu feuern, zumal in Texas, auf kernamerikanischem Boden also und im Gleichklang mit jahrhundertealter Tradition.

Nun war die Wachtel allerdings in Wirklichkeit ein hochgewachsener 78-jähriger Freund des Vizepräsidenten der USA, angezogen mit einer orangefarbenen Jacke, insgesamt das exakte Gegenteil des typischerweise untersetzten, dunkelgraubraun gekleideten Vogels. Doch solche Petitessen können nicht ins Gewicht fallen, wenn ein echter amerikanischer Spitzenpolitiker Führungsstärke demonstriert. Das Opfer immerhin ist über den Berg, und Cheney hat sich nun sogar in überraschender Offenheit an die Weltöffentlichkeit gewandt: Er selbst und sonst niemand habe den Abzug gedrückt und sei verantwortlich.

Das ist nach Tagen des Schweigens ein Indiz für eine Kehrtwende in der Öffentlichkeitsarbeit Cheneys. Offenbar ist nicht einmal daran gedacht, den CIA-Direktor zu feuern, obwohl doch garantiert droben im Awacs-Flugzeug die zuständigen Beobachter alles lange kommen sahen: „Guck dir das mal an“, wird einer zu seinem Kollegen gesagt haben, „wenn Cheney sich jetzt nach links dreht und ab… Autsch! Das Band löschen wir mal schnell.“

Immerhin: Wir erkennen jetzt den Sinn der kategorischen Trennung von Präsident und Vizepräsident, die bekanntlich nicht einmal im selben Flieger sitzen dürfen. Hätte sich die Wachtel als George Walker Bush herausgestellt, dann, nein, das denken wir jetzt nicht weiter.

Im Grunde ist es gut, dass unter Deutschlands Politikern das Herumballern in Feld und Flur so wenig populär ist; schlimmstenfalls werden sie im Fernsehen von DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer verbal durchlöchert. Es könnte freilich sein, dass die nun beginnende Vogelzugsaison dies grundsätzlich ändert. Einer muss sich gegen die Grippeflut stellen, und dieser eine kann nach Lage der Dinge nur Horst Seehofer sein. Ein starkes Bild: Der Bundesminister aus Berlin hoch über der Rügener Steilküste, entschlossen feuernd auf Amsel, Drossel, Fink und Schwan – auf diese Weise sind schon Bundeskanzler und Parteivorsitzende geboren worden.

Die Referenten, Personenschützer und Fachbeamten sollten dabei freilich in Deckung bleiben. Sonst heißt es nachher noch, der Minister arbeitete gleichzeitig auch am Bürokratieabbau. bm

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