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Politik: ...wir Bayern sind

Von Roman Abramowitsch weiß man nicht viel. Er ist sehr scheu, sozusagen lichtscheu.

Von Roman Abramowitsch weiß man nicht viel. Er ist sehr scheu, sozusagen lichtscheu. Er ist sehr reich. Wie er an seinen Reichtum gekommen ist, bleibt weit gehend im Dunkeln. Mit Öl, so viel ist klar. Auch ist er Gouverneur der ostsibirischen Provinz Tschukotka. Als solcher genießt er Immunität. Das ist für einen russischen Ölmagnaten möglicherweise von Vorteil. Wo es hinführen kann, wenn man russischer Ölmagnat ist und keine Immunität besitzt, erlebt gerade Michail Chodorkowski. Ihm wird derzeit der Prozess gemacht.

Zurück zu Roman Abramowitsch. Er lebt jetzt überwiegend in England. Auch möchte er sich bald aus der Politik zurückziehen und nicht mehr Gouverneur von Tschukotka sein. Dann ist die Immunität auch futsch. Und möglicherweise ist es für einen russischen Ölmagnaten ohne Immunität ganz praktisch, sich nicht in Russland aufzuhalten. Vor zwei Jahren nun war Roman Abramowitsch ein bisschen langweilig. Er ging einkaufen. Und als er wieder heimkam, hatte er sich für 100 Millionen Dollar den FC Chelsea gekauft. Seitdem geht es dem alten Londoner Fußballklub blendend.

Das heißt, ganz so blendend auch nicht. Außerhalb von Chelsea mag nämlich niemand mehr den FC Chelsea. Das Gefühl, nicht gemocht zu werden kennt hier zu Lande besonders der FC Bayern München sehr gut. Über den FC Bayern sagten die Leute immer: Oh, nee, die Bayern, geh’ mir weg mit den Bayern, zu reich, zu arrogant, zu langweilig erfolgreich. Und: Die Bayern, wissen Sie was, die haben keine Seele.

Heute spielt der FC Bayern in der Champions League gegen den FC Chelsea. Gegen Abramowitsch und seinen Trainer Mourinho (der glatt russischer Ölmagnat sein könnte, wenn er nicht Portugiese wäre und schnöselig), wirkt der FC Bayern wie ein barockes, urgemütliches Wirtshaus. Wo es Schweinekrustenbraten gibt und Semmelknödel und ein frisch gezapftes Bier. Bei Abramowitschs gibt es nur Kaviar und Champagner. An Tischen aus Edelstahl.

Gäbe es die New Economy noch, könnte man sagen, dass heute die Old School gegen die New School spielt. Aber die New Economy gibt es nicht mehr, heute ist alles noch schlimmer. Wenn der FC Chelsea wollte, könnte er sämtliche Spieler des FC Bayern aufkaufen. Zum Glück will er nicht. Sonst könnte das Spiel gar nicht stattfinden und der FC Bayern diesen Kapitalisierern und Globalisierern nicht zeigen, wo der Bartel den Most holt. Dass der FC Bayern mal Seit an Seit mit Attac und den Globalisierungsgegnern schreitet, hätte man sich auch nie träumen lassen. Auf geht’s Bayern, auf geht’s!uem

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