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Politik: ...wir den König erheben

Heute ist der Tag, an dem die Welt auf BergischGladbach schauen sollte. Ein Ort, der ein wenig aus dem Blickfeld zu geraten droht, weil die meisten doch eher nach Rom schauen und der kleine Rest lieber nach Monaco oder Windsor oder höchstens noch nach Mönchengladbach, wo es hier gerade darum geht, die verschiedenen Spielarten von Tristesse durchzunehmen.

Heute ist der Tag, an dem die Welt auf BergischGladbach schauen sollte. Ein Ort, der ein wenig aus dem Blickfeld zu geraten droht, weil die meisten doch eher nach Rom schauen und der kleine Rest lieber nach Monaco oder Windsor oder höchstens noch nach Mönchengladbach, wo es hier gerade darum geht, die verschiedenen Spielarten von Tristesse durchzunehmen.

In Bergisch-Gladbach wohnt, bisher weitgehend unbekannt, ein wahrer König, Manfred König, 53, Malermeister von, wie es in diesem Alter gelegentlich schon mal heißt, altem Schrot und Korn, einer, der sein Handwerk „von der Pike auf“ gelernt hat. Gut, dass es das heutzutage noch gibt.

König hat jetzt auf der „Farbe 2005“, der bekannten Fachmesse für Malerbedarf in Köln, eine Wandfläche von 16 Quadratmetern in nur zehn Minuten und 45 Sekunden flächendeckend zutapeziert, „sauber auf Stoß und blasenfrei“, wie es anerkennend in der Laudatio der Veranstalter heißt. Er hält damit den Weltrekord im Raufaser-Schnelltapezieren, und es wäre schön, wenn dies in diesem lendenlahmen Land ein wenig mehr Beachtung finden und Respekt hervorrufen könnte. Vielleicht durch eine Nominierung Königs, wenn bald mal wieder die 100 wichtigsten Deutschen zur Auswahl stehen.

Ja. Denn leider war es auch in dieser Woche wieder so, dass die Hiobsbotschaften nicht abrissen über die, ach ja, Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Leistungsfähigkeit? Welche Leistungsfähigkeit? In Köln, wo nicht nur „Farbe 2005“ beheimatet ist, sondern auch das Institut für Gesundheitsaufklärung (IFGA), wurde nun darauf aufmerksam gemacht, dass sich die alltäglichen Erektionsprobleme deutscher Männer zu einem ganz erheblichen volkswirtschaftlichen Senkbleifaktor potenzieren, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf.

Die Zahlen jedenfalls sind erschreckend. Auf 65 Milliarden Euro schätzt das IFGA den volkswirtschaftlichen Verlust, bloß weil die Frustrierten der Nacht am anderen Morgen recht lustlos zum Griffel greifen und das auch erst, statistisch gesehen, mit 1,06 Stunden Verspätung. Manfred König, nur zum Vergleich, hat in dieser Zeit schon gut und gerne 96,5 Quadratmeter Raufaser tapeziert, selbstredend „sauber auf Stoß und blasenfrei“.

Warum er so motiviert ist, bitte, das soll sein Geheimnis bleiben. Aber vielleicht lässt sich umgekehrt etwas für den Aufschwung tun. Wird nicht viel zu wenig renoviert in diesem Land? Gerade nachts? Millionen von Männern könnten doch künftig Hand anlegen an Wand und Decke, könnten die Tapetenindustrie ankurbeln, egal ob nun gut gelaunt oder eher frustriert, aber immer mit dem Satz: „Heute ein König.“ Vbn

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