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Politik: … wir Straßen ändern

Nun also 2026, oder frühestens 2019. Das sind die Termine, die Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee dieser Tage als mögliches Ende des Einheitsprozesses ausgegeben hat.

Nun also 2026, oder frühestens 2019. Das sind die Termine, die Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee dieser Tage als mögliches Ende des Einheitsprozesses ausgegeben hat. Zusammen mit den 17 Jahren, die wir nun schon einheitsprozessieren, war das dann eine verdammt lange Zeit. Am 12. Juli 2026 ist bestimmt Finale der Fußball-WM, und wenn Deutschland dann wieder schwarz-rot-geil drauf ist, könnte das der einheitlichen Sache gewiss dienlich sein. Vorausgesetzt, es kommt dazu, und der Asteroid 2002 NTZ, der am 1. Februar 2019 der Erde ziemlich nah kommen soll, hat nicht schon vorher alle Einigungserfolge plattgemacht.

Bis dahin, nämlich zu diesem frühen Termin, werden noch 156 Milliarden Euro in den Aufbau Ost fließen. Dafür sollten doch hier und da ein paar Akkuschrauber drin sein. Akkuschrauber sind nötig, gegen die Straße der Freundschaft ist ja nichts zu sagen, und die Straße der Einheit, die haben wir ja dann vielleicht 2019, spätestens 2026. Aber Otto-Grotewohl-Straße, da möchte man doch schon den Akkuschrauber ansetzen und die Demontage beginnen. Hey, ihr Salzungener im Wartburgkreis, ihr Libbenichener in Märkisch-Oderland, ihr Pirnaer in der Sächsischen Schweiz, ihr Oederaner im Kreis Freiberg, ihr Neuruppiner im Norden Brandenburgs, ihr Sangerhausener in Sachsen-Anhalt, ihr Marlower in Nordvorpommern, und auch ihr Ochtmerslebener im Ohrekreis, hey, dieser Grotewohl hat den Volksaufstand am 17. Juni niedergeschlagen. Schon vergessen?

Das läuft wohl nicht unter Ostalgie, dass besonders auf dem Land im Beitrittsgebiet es nur so wimmelt von Otto-Grotewohl-Straßen, Wilhelm- Pieck-Straßen, Straßen der Deutsch- Sowjetischen Freundschaft, Und-so- weiter-Straßen. In Chemnitz findet sich Walter Ulbricht geehrt. Muss eigentlich auch nicht sein. Das gehört wohl eher unter die Rubrik des Ewiggestrigen.

Wie meinen? Das ist nur ein Vorschlag der Wessis, die Ossis unterzubuttern und ihnen ihre eigenständige Geschichte zu rauben? Och, nein, es gäbe so schöne Straßennamen, ein paar Vorschläge: Lothar-Alisch-Straße, Rudolf- Bahro-Straße, Adolf-Brockhoff- Straße, Oskar-Brüsewitz-Straße, Matthias-Domaschk-Straße, Jürgen- Fuchs-Straße, Wolfgang-Harich- Straße, Robert-Havemann-Straße, Stefan-Heym-Straße, Walter-Janka- Straße, Klaus-Schlesinger-Straße. Oder auch Günter-Liftin-Straße. Dann gäbe es auch noch 1064 andere Straßennamen. Ach so, die kennt man nicht mehr. Die erste Liste sind Persönlichkeiten der DDR-Opposition, die zweite die der Mauertoten. Dann eben bis 2019, frühestens. Oder 2026.uem

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