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Politik: ...zwei sich zum Brunch treffen

Zu den Sternstunden der deutschen Nachkriegsgeschichte zählt das Frühstück von Wolfratshausen im Januar 2002. Damals wurde Angela Merkel von Edmund Stoiber darüber geeinigt, dass Stoiber Kanzlerkandidat sei.

Zu den Sternstunden der deutschen Nachkriegsgeschichte zählt das Frühstück von Wolfratshausen im Januar 2002. Damals wurde Angela Merkel von Edmund Stoiber darüber geeinigt, dass Stoiber Kanzlerkandidat sei. Nun, drei Jahre später, führt kein Weg an Angela Merkel vorbei. Allerdings muss irgendjemand Stoiber das noch schonend beibringen. Warum nicht die künftige Kanzlerin? Wie sie diese heikle Aufgabe löst, zeigt uns das Protokoll des Brunchs von BerlinMitte, Mai 2005:

Stoiber (betritt Merkels Wohnung, schnuppert): Ah, Weißwürschtl! Gibts auch süßen Senf dazu, oder nur, äh, diesen, äh, preußischen?

Merkel: Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich noch sagen: Jeder Senf, ach Quatsch, jeder Tag, an dem Rot-Grün nicht mehr regiert, ist ein schöner Tag für Deutschland.

Stoiber: Äh, ja, natürlich. Sie wollten mit mir, also …

Merkel: Ich trau mir das zu mit der Kanzlerei, das hat ja auch der Roland Koch schon gesagt, und da dachte ich, ich mach das jetzt einfach mal. Ham Sie was dagegen?

Stoiber (holt tief Luft): Also, äh, ja, na gut. Unter einer Bedingung: Ich will die wichtigste Rolle spielen, die man als CSU-Vorsitzender in einer Bundesregierung spielen kann.

Merkel: Unfug. Ich sagte doch, ich werde Kanzlerin. Oder meinen Sie… Nein, unmöglich. Die Beate bleibt meine Büroleiterin. Sie könnten natürlich First Lady… Haha, kleiner Scherz. Ein Bierchen?

Stoiber (hüstelt): Vor zwölf nur grünen Tee, danke. Also, ich würde, ähm, ich möchte…

Merkel: Jaja. Finanzen, geht in Ordnung. Den Job will sonst sowieso keiner machen. Wirtschaft?

Stoiber: Und Arbeit!

Merkel: Na, super. Super plus.

Stoiber: Und Soziales? Ich bin ja schließlich, äh, der Vorsitzende der Christlich-Sozialen Union.

Merkel: Gut, dass wir nicht noch einen Kabinettsbischof ernennen müssen. Wollen Sie nicht lieber das Innenressort dazu? Ist doch viel zackiger.

Stoiber: Himmel, nein! Dann erobert der Beckstein mit seinem SEK das Kanzleramt.

Merkel: Wie ist es denn damit? Wir verlegen das Bundes-, äh, Superministerium nach München.

Stoiber: Echt? Da würde sich die Karin mächtig freuen. Die frühstückt doch so gern beim Käfer.

Merkel: Na also, geht doch. Noch Senf? (Schneidet die Weißwurst in Scheiben).

Stoiber: Nein, bitte. Weißwürschtl zuzelt man, schaun Sie, so (zuzelt). Merkel: Ich schneide meine Weißwurst. Als Kanzlerin erwartet man von mir Führung.

Stoiber (seufzt). bm

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