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1.Mai: Friedliche Stimmung bei Mai-Demos kippt am Abend

Nach einem weitgehend friedlichen 1. Mai in Berlin kommt es am Donnerstagabend in Kreuzberg doch wieder zu Gewaltausbrüchen. Autonome greifen den Polizeipräsidenten an. In Hamburg beendet die Polizei Ausschreitungen linker Demonstranten.

Als sich der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch am Lausitzer Platz ein Bild von der Lage verschaffen wollte, wurde er Ziel von Randalierern. Sicherheitskräfte brachten ihren Chef in einen Mannschaftswagen. Das Fahrzeug wurde mit Flaschen, Stühlen und Steinen attackiert. Polizisten wehrten die Angreifer mit Pfefferspray ab.

Kurz darauf flogen auch an anderen Stellen Flaschen, Steine und Fahrräder auf Beamte und Einsatzwagen. Die Polizei holte Randalierer gezielt aus der Menge. Sie wurden festgenommen. In den Vorjahren war am Abend des 1. Mai in der Hauptstadt immer wieder Gewalt aufgeflammt. Mehrere tausend Mitglieder der linken Szene waren am Abend mit roten Fahnen durch den Stadtteil Kreuzberg gezogen – ihr Motto: "Zusammen kämpfen gegen Kapital und Krieg".

Die Lage beruhigte sich schnell wieder. Die Demonstranten verstreuten sich in der bunten Straßenparty "Myfest" der Anwohner rund um den Mariannenplatz. Am Nachmittag hatte auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) das Fest besucht und von einer "erfreulichen Entwicklung" gesprochen, weil es weniger Gewalt als in den Vorjahren gegeben habe.

Heftige Auseinandersetzungen in Hamburg

Laut Innensenator waren am Nachmittag zwei Busse mit Mitgliedern der linksautonomen Szene von Hamburg nach Berlin zurückgekommen. Im Hamburger Schanzenviertel beendete ein Großaufgebot der Polizei in den frühen Morgenstunden Ausschreitungen linker Demonstranten. Nach Mitternacht waren noch rund 200 Personen dort unterwegs und setzten Mülltonnen, aber auch Fahrzeuge in Brand und errichteten Barrikaden, wie ein Polizeisprecher sagte. Eine Person wurde festgenommen, fünf weitere kamen in Polizeigewahrsam.

In der Hauptstadt gingen tagsüber mehrere zehntausend Menschen bei Demonstrationen, Kundgebungen und Festen friedlich auf die Straße. Bei der traditionellen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) demonstrierten nach Angaben der Polizei einige tausend Menschen vor dem Brandenburger Tor gegen Niedriglöhne.

"Laut, bunt, aber friedlich"

Die "Mayday"-Parade zog am Nachmittag mit bis zu 7000 Teilnehmern von Friedrichshain nach Kreuzberg. Der Aufzug richtete sich gegen die Verschlechterung von Arbeitsverhältnissen. Bei der "Revolutionären 1. Mai-Demonstration" in Kreuzberg protestierten am Nachmittag mehrere hundert Teilnehmer gegen "Ausbeutung, Unterdrückung und imperialistische Kriege" überall auf der Welt. Die Demonstranten, darunter zahlreiche Türken, wurden von einem großen Polizeiaufgebot begleitet.

Das "Myfest" lockte laut Veranstalter rund 20.000 Besucher an. Eine Sprecherin sagte, die Party sei "laut, bunt, aber friedlich". Im vergangenen Jahr hatten beim "Myfest" Zehntausende zunächst friedlich gefeiert. Später war es dann wie in den Vorjahren zu Randale gekommen. Zu dem Straßenfest gab es diesmal laut Polizei eine Selbstverpflichtung von Händlern, Alkohol nicht in Dosen oder Flaschen zu verkaufen. Diese waren in der Vergangenheit auch als Wurfgeschosse eingesetzt worden.

Die friedlichste Walpurgisnacht seit Jahren

Im Vorjahr war es zum dritten Mal in Folge gelungen, die sonst üblichen Ausschreitungen am 1. Mai vor allem in Kreuzberg erheblich einzudämmen. Polizeipräsident Glietsch hatte angekündigt, auch in diesem Jahr auf das "Konzept der ausgestreckten Hand" zu setzen. Die Kombination aus Deeskalation und konsequentem Vorgehen gegen Gewalttäter habe sich bewährt. Rund 4700 Polizisten, darunter Beamten aus anderen Bundesländern, waren am 1. Mai in Berlin im Einsatz.

Die diesjährige Walpurgisnacht verlief trotz einiger Zwischenfälle weitgehend störungsfrei. Laut Polizei war es die friedlichste Walpurgisnacht seit 14 Jahren. Das erste Mal habe es 1995 Ausschreitungen in der Walpurgisnacht am Kollwitzplatz gegeben. Dieses Mal wurden 24 Randalierer festgenommen. Im Vorjahr waren es noch knapp 120 gewesen. 13 Beamte wurden in der Nacht zum Donnerstag verletzt. Ein Polizist kam ins Krankenhaus. (sf/sgo/dpa/ddp)

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