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Politik: 10 Jahre Sanktionen gegen Irak: Über das Verhältnis zu Bagdad sind sich die Araber nicht einig

Nach zehn Jahren wirkt der Schock der irakischen Aggression immer noch nach. Kuwait stellt sich nach der Befreiung durch den ersten großen internationalen Militärkonflikt seit dem Zweiten Weltkrieg zwar gerne als ein Staat dar, der den alten Glanz wieder besitzt.

Nach zehn Jahren wirkt der Schock der irakischen Aggression immer noch nach. Kuwait stellt sich nach der Befreiung durch den ersten großen internationalen Militärkonflikt seit dem Zweiten Weltkrieg zwar gerne als ein Staat dar, der den alten Glanz wieder besitzt. Doch unter der Oberfläche quält das Trauma die Menschen und die Gesellschaft bis zum heutigen Tag.

Auch in der gesamten arabischen Welt sind die Wunden des Krieges, in dem Staaten wie Ägypten oder gar Syrien unter US-Kommando ihre Waffen gegen einen arabischen Bruder erhoben, nicht verheilt. Bis heute konnten die 22 arabischen Staatschefs keine gemeinsame Irak-Politik finden und trafen sich deshalb auch nur einmal - 1996 - zu einem Gipfel in Kairo.

Mit Ausnahme von Saudi-Arabien und Kuwait verstärkt sich aber in der arabischen Welt der Wunsch, die immer noch anhaltende Isolation Iraks, des potenziell stärksten Staates in ihren Reihen, zu beenden. Doch kein arabischer Führer wagt es ernsthaft, eine radikale Änderung der Irak-Politik gegen den Widerstand der Vereinigten Staaten durchzusetzen. Man verschließt lieber die Augen in der Hoffnung, dass sich das Problem Irak vielleicht eines Tages doch von selbst lösen könnte.

Den USA bot Iraks Invasion den willkommenen Vorwand, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihren dominierenden internationalen Status als Supermacht zu dokumentieren und zudem in einer strategisch so wichtigen Region vollends Fuß zu fassen. "Washington hat sich durch seinen politischen und militärischen Einfluss zum wichtigsten Machtfaktor in der gesamten arabischen Welt etabliert", analysiert ein Kairoer Politologe. Die verängstigten Ölscheichs boten den Amerikanern die Chance, bis heute eine massive Militärkraft im Golf zu stationieren und damit vielleicht die Hälfte der Weltölreserven jederzeit verteidigen zu können. Ihre Fünfte Flotte ist in Bahrain stationiert. Im saudischen Dhahran unterhält die US-Luftwaffe einen Stützpunkt mit 150 modernsten Kampfflugzeugen.

Auch ökonomisch verstand es Washington, die Ängste der Golfmonarchen zu nutzen. Seit dem Kuwait-Krieg decken diese ihren Aufrüstungshunger primär in den USA. Und im März gelang den Amerikanern einer der größten Waffenverkäufe seit Ende des Kalten Krieges: Die Vereinigten Arabischen Emirate bestellten 80 modernisierte F-16 Kampfflugzeuge für 6,8 Milliarden Dollar und führen damit eine neue Waffe in einer von Waffen strotzenden Region ein, die das Wettrüsten noch weiter aufheizen dürfte.

Birgit Cerha

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