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Der französische Präsident Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entzünden gemeinsam die Flamme in der Nationalnekropole Douaumont bei Verdun.

© Kay Nietfeld/dpa

Update

100 Jahre Schlacht von Verdun: Merkel und Hollande beschwören die europäische Einheit

Auf den Schlachtfeldern von Verdun haben Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande der Toten gedacht. Mit der Erinnerung setzten sie in der Tradition ihrer Vorgänger auf die gemeinsame Zukunft.

100 Jahre nach der Hölle von Verdun sieht Bundeskanzlerin Angela Merkel die Menschen auch künftig zur Erinnerung wachgerufen. Der Name Verdun stehe „für unfassbare Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges wie auch für die Lehren daraus und die deutsch-französische Versöhnung“, sagte Merkel am Sonntag während einer Zeremonie im Rathaus der nordostfranzösischen Stadt. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Lehren aus ihr ziehen und damit dann eine gute Zukunft gestalten.“

Gemeinsam mit Frankreichs Präsident François Hollande hatte Merkel zuvor den deutschen Soldatenfriedhof Consenvoye besucht. Am Nachmittag sollten mit der Einweihung der für 12,5 Millionen Euro neu gestalteten Gedenkstätte und einer Würdigung im Beinhaus von Douaumont auch deutsche Soldaten ins Zentrum dieser Gedenkstätten rücken.

Hollande und Merkel beschwören die Einheit

Frankreichs Präsident François Hollande hat beim Gedenken an die Schlacht von Verdun vor Gefahren für die Europäische Union gewarnt. „Die Kräfte der Spaltung, der Abriegelung, der Abschottung sind wieder am Werk“, sagte er am Sonntag bei einer deutsch-französischen Zeremonie am Beinhaus von Douaumont.

„Sie denunzieren Europa als Ursache des Übels und vergessen dabei, dass Europa aus dem Unglück geboren wurde“, sagte er unter Verweis auf die beiden Weltkriege. Er erinnerte daran, dass die Europäische Union für viele Völker, die von Frieden träumten, eine Referenz bleibe.

Gedenken an die Schlacht von Verdun: Frankreichs Präsident Francois Hollande und Kanzlerin Angela Merkel
Gedenken an die Schlacht von Verdun: Frankreichs Präsident Francois Hollande und Kanzlerin Angela Merkel

© AFP/Jean Christophe Verhaegen/Pool

Auch Kanzlerin Merkel beschwör die Einheit. "Gemeinsame Herausforderungen des 21. Jahrhunderts lassen sich nur gemeinsam bewältigen", sagte Merkel. Notwendig sei die Fähigkeit "zum Kompromiss, zur Einigkeit". Im Beinhaus von Douaumont ruhen in dem die Knochen von 130.000 bei der Schlacht im Jahr 1916 getöteten deutschen und französischen Soldaten ruhen. Merkel würdigte auch die Errungenschaften der deutsch-französische Aussöhnung. "Verdun lässt uns nicht los, Verdun kann uns nicht loslassen", sagte sie. Die Stadt sei heute ein "Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung".

Erinnerung an Helmut Kohl und François Mitterrand

Der gemeinsame Besuch Merkels und Hollandes erinnert auch an das historische Händehalten ihrer Vorgänger Helmut Kohl und François Mitterrand. Über den Gräbern von Verdun hatten die beiden Politiker damit 1984 ein Zeichen deutsch-französischer Versöhnung gesetzt.

Der strömende Regen im Nordosten Frankreichs brachte das Protokoll gleich zu Beginn des Tages durcheinander. Hubschrauber von Hollande und Merkel konnten nicht wie geplant in der Nähe des kleinen Ortes landen. Die Wagenkolonnen mussten Kanzlerin und Präsident an einem anderen Ort abholen.

Die Zeremonie auf dem Gräberfeld vor dem berühmten Beinhaus lag in der Hand des deutschen Regisseurs Volker Schlöndorff. Er hatte sich sogar schlechtes Wetter gewünscht: „Wenn es dazu bei Regen ist - noch besser.“ Schlöndorff wollte die „Zeremonie Politikern und Militärs wegnehmen und den Jugendlichen geben“. Mit fast 4000 Jugendlichen hatte er dafür tanzähnliche Bewegungen einstudiert. Dazu „ein donnerndes Kriegsgeräusch“ von Stahltrommlern. Für Schlöndorff „ein anarchistisches Element, ein chaotisches Element, eben nichts Militärisches.“

Während der Schlacht bei Verdun wurden 1916 im Ersten Weltkrieg mehr als 300.000 Soldaten aus beiden Ländern getötet. Im Nordosten Frankreichs lieferten sich deutsche und französische Truppen zehn Monate lang eine mörderische Auseinandersetzung, ohne dabei strategische Vorteile erringen zu können. (dpa/AFP)

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