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Barack Obama führt Wahlkampf für Clinton in Florida.

© dpa

11 Tage bis zur US-Wahl: Florida erregt wieder einmal die Gemüter

Präsident Obama wirbt dort um die Stimmen der Jugend - und Demokraten nehmen der Partei übel, dass sie Marco Rubio den Senatssitz schenkt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Immer wieder Florida - der Staat, der 2000 den Ausschlag für George W. Bush gegen Al Gore gab. Spannende Swing States, von denen der Kampf um die Präsidentschaft abhängt, gibt es einige. Doch auch 2016 erregt keiner die Emotionen der Amerikaner so wie Florida.

Obamas dritter Besuch in Florida binnen einer Woche

Barack Obama reist am heutigen Freitag zum dritten Mal innerhalb einer Woche in den "Sunshine State", um die Jungwähler um ihre Stimmen für Hillary Clinton zu bitten. Die Umfragen zeigen ein knappes Rennen. Die so genannten "Millenials" könnten dort den Ausschlag geben.

Derweil werfen viele Demokraten der Parteiführung einen allzu billigen Wahlkampf vor. Das Weiße Haus ist das eine, die Vorherrschaft im Kongress das andere. Sie sehen gute Chancen, Marco Rubio den Senatssitz abzunehmen. Dabei geht es nicht nur um die Option, dort einen der vier bis fünf Senatssitze zu erobern, die die Demokraten für die Kontrolle der zweiten Kongresskammer benötigen. Vier, um Gleichstand mit den Republikanern zu erreichen. Bei 50 zu 50 hat der Vizepräsident die entscheidende Stimmen. Bei fünf gewonnenen Sitzen hätten die Demokraten eine 51-zu-49-Mehrheit.

Die Kassenwarte der Demokraten ziehen Geld aus Florida ab

Rubio zu entthronen, hätte eine zusätzliche, symbolische Bedeutung. Er gehörte zu den aussichtsreichen Bewerbern um die republikanische Präsidentschaftskandidatur.

Doch die Verantwortlichen für den Einsatz der Wahlkampfkasse haben entschieden, den Kampf um Florida aufzugeben. Die Mittel seien nun einmal begrenzt, sagt Chuck Schumer. Der Senator von New York macht sich Hoffnungen, Fraktionschef der Demokraten im Senat zu werden. Er möchte das Geld lieber in North Carolina, Missouri und Indiana ausgeben. Dort lässt sich mit der Summe mehr erreichen als in Florida, wo der Wahlkampf wegen der Preise für Radio- und Fernsehwerbung besonders teuer ist.

Machttechnisch ist es egal, wo die Demokraten die zusätzlichen Sitze gewinnen. Die Aussicht, mit der selben Summe Geld aussichtsreich um drei Sitze zu konkurrieren statt nur um den einen in Florida - und dort mit sehr begrenzten Chancen - ist verlockend.

Manche Parteigänger wittern Sabotage

Doch Harry Reid, der scheidende Fraktionschef im Senat, und die demokratischen Parteigänger in Florida sehen das anders. Der Abzug des Geldes ist auch ihrer Sicht nicht nur eine Fehlentscheidung; er grenzt an Sabotage.

Der Wahlkampf muss am Ende beides bedienen: das Kalkül um die Arithmetik der Macht sowie die Emotionen im Wahlvolk und in der Partei.

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