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Großer Schlag. Ankläger Giuseppe Pignatone (links) gibt bekannt, dass 17 Haftbefehle gegen Terroristen in ganz Europa ausgestellt wurden. Bislang gab es 13 Festnahmen.

© dpa

13 Verdächtige festgenommen: Islamisten-Netzwerk in Europa gesprengt

Ein Islamisten-Netzwerk ist in verschiedenen Staaten Europas zerschlagen worden. Es gab 13 Festnahmen. Die Extremisten sollen Anschläge geplant haben.

Bei einer Razzia gegen ein Netzwerk von Islamisten in Europa sind mindestens 13 Verdächtige festgenommen worden. Wie die italienische Polizei am Donnerstag mitteilte, wollten die mutmaßlichen Islamisten "Anschläge verüben, auch Selbstmord-Anschläge, um ihren Chef freizubekommen, Mullah Krekar". Der Mitbegründer der irakischen Islamistengruppe Ansar al-Islam, die auf der Terrorliste der USA und der UNO steht, wurde in Norwegen erst kürzlich erneut zu einer Haftstrafe verurteilt.

Nach Angaben der italienischen Polizei wurden nun Haftbefehle gegen 16 Kurden und einen Staatsangehörigen des Kosovo erlassen, die Schüler des 59-jährigen Predigers Krekar sein sollen. Sechs Mitglieder des Netzwerks wurden demnach in Italien festgenommen, vier in Großbritannien, drei in Norwegen. Laut Polizeichef Giovanni Governale erstreckte sich das Netzwerk auch auf Deutschland, die Schweiz und Finnland. Haftbefehle richteten sich demnach auch gegen Verdächtige, die zum Kampf für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien und in den Irak gereist sind.

Zu den möglichen Plänen der Gruppe sagte Governale, sie habe Diplomaten angreifen wollen, insbesondere norwegische Diplomaten, um ihren Anführer freizubekommen. Einige hätten auch Selbstmordanschläge in Erwägung gezogen, doch habe es kein konkretes Projekt gegeben, fügte er hinzu.

Nach seinen Worten versuchte die Gruppe zudem, zahlreiche ausländische Kämpfer nach Syrien und in den Irak zu schicken. Governale von der italienischen Spezialeinheit ROS hob hervor, dass in Italien im Vorfeld des von Papst Franziskus verkündeten Heiligen Jahres alles kontrolliert werde, was ein Anschlagsrisiko bergen könnte, da ab Dezember Millionen Pilger in Rom erwartet würden.

Die Islamisten fanden im Dark Web zueinander

Das Islamisten-Netzwerk habe sich im "Dark Web" entwickelt, ein versteckter Bereich des Internets, gab Governale weiter bekannt. Die europaweite Razzia gegen die Islamisten wurde aber von Den Haag aus koordiniert, dem Sitz der europäischen Stelle für Justizzusammenarbeit Eurojust.

Najmaddin Faraj Ahmad, besser bekannt als Mullah Krekar, in einem Gericht im norwegischen Oslo.
Najmaddin Faraj Ahmad, besser bekannt als Mullah Krekar, in einem Gericht im norwegischen Oslo.

© Reuters

Dem kurdischen Iraker Mullah Krekar, dessen ursprünglicher Name Nadschmeddin Faradsch Ahmad lautet, droht in Norwegen seit 2003 die Auslieferung an den Irak. Diese wurde bisher aber nicht vollzogen, weil gegen ihn im Irak die Todesstrafe verhängt werden könnte.

Auch gegen ihn richtete sich einer der Haftbefehle, obwohl er in Norwegen ohnehin schon unter Kontrolle der Justiz ist. Zuletzt war er Ende Oktober wegen Drohungen und Anstachelung zur Gewalt in Norwegen erneut zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Krekar lebt seit 1991 in Norwegen.

Nach eigenen Angaben ist Krekar seit Mai 2002 nicht mehr Anführer von Ansar al-Islam. Die Gruppe aus dem überwiegend kurdisch-islamistischen Milieu verübte seit September 2003 zahlreiche Anschläge im Irak und galt lange als mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet; ihr Ziel ist ein islamistischer Staat im kurdischen Norden des Landes.

Einer Erklärung aus Rom zufolge hatte das nun gesprengte Islamisten-Netzwerk das Ziel, eine neue Generation irakischer Kurden zu "erziehen" und einen "gewaltsamen Aufstand gegen die ungläubigen Regime vorzubereiten, die die kurdischen Gebiete regieren".

Die Gruppe Ansar al-Islam, die sich inzwischen Ansar el Sunna nennt, ist seit Jahren auch in Deutschland aktiv. Auch für Anschlagsversuche außerhalb des Iraks wird die Gruppe verantwortlich gemacht, darunter ein versuchter Anschlag auf den Nato-Gipfel im Juni 2004 in Istanbul. AFP

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