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Politik: 20 000 Arbeitsplätze bei VW gefährdet

Konzern kündigt „Restrukturierungsprogramm“ für die deutschen Fabriken an / IG Metall erwartet aber keine Entlassungen

Wolfsburg/Berlin - Nach erneut schwachen Zahlen der Stammmarke Volkswagen hat Deutschlands größter Automobilkonzern bis zu 20 000 Arbeitsplätze zur Disposition gestellt. In den nächsten drei Jahren soll der Konzern mit einem Restrukturierungsprogramm rentabel gemacht werden. Zudem sollen Produktionskapazitäten gesenkt, die Produktivität erhöht und die Arbeitskosten reduziert werden. Auch eine „Neuordnung der Komponentenfertigung“ stehe an, teilte VW am Freitag in Wolfsburg mit. Betroffen davon sind nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen vor allem die Komponentenwerke in Braunschweig, Salzgitter, Kassel und das Stammwerk in Wolfsburg. Insgesamt beschäftigt VW in seinen sechs westdeutschen Werken gut 100 000 Mitarbeiter.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) stellte sich hinter die Pläne. „Nur fitte Unternehmen können dauerhaft Arbeitsplätze sichern und neue schaffen“, sagte der CDU-Bundesvize, der auch Mitglied des VW-Aufsichtsrats ist, nach einer Sitzung der Aufsichtsratsspitze in Wolfsburg. Niedersachsens SPD-Chef Garrelt Duin kritisierte Wulff. „Anstatt sich um Arbeitsplätze und um die Standortsicherung zu kümmern, verzettelt sich der Ministerpräsident seit Monaten auf Nebenschauplätzen“, sagte er dem Tagesspiegel und appellierte an die Landesregierung, die Arbeitsplätze zu sichern. Duin forderte zudem Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zum Einschreiten auf. „20 000 Arbeitsplätze haben eine bundesweite Dimension“, sagte Duin, der auch Mitglied des SPD- Vorstandes ist.

VW-Chef Bernd Pischetsrieder begründete das Programm mit einer mangelnden Exportfähigkeit der Autos aus deutschen VW-Werken. „Um die Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu sichern, müssen wir die Probleme in der Marke VW schnell beseitigen“, sagte Pischetsrieder. Im vergangenen Jahr konnte Volkswagen nach einem strikten Sparkurs seinen Gewinn vor Steuern um 58 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro steigern. Der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 95,3 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür war aber vor allem die guten Ergebnisse der Tochter Audi und der Finanzdienstleistungen. Das Ergebnis der Kernmarke VW lag dagegen nur „knapp über der Null-Linie“ und sei „völlig unbefriedigend“. Ausdrücklich bekannte sich Pischetsrieder zum Tarifvertrag von 2004. Demnach sind die Arbeitsplätze in den westdeutschen VW-Werken bis zum 31. Dezember 2011 garantiert. Darauf wiesen auch IG Metall und VW- Betriebsrat in ersten Reaktionen hin. Die Arbeitnehmervertreter befürchten keine Entlassungen und erwarten vielmehr eine Optimierung der Produktionsprozesse.

Seiten 2 und 18

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