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Leibwächter schützen den von einer Menschenmenge bedrängten serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vucic.

© dpa

Update

20. Jahrestag Srebrenica-Massaker: Serbiens Premier bleibt trotz Stein-Attacke versöhnlich

Eklat bei der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Massakers von Srebrenica: Aufgebrachte Demonstranten vertrieben den serbischen Premier Aleksandar Vucic und bewarfen ihn mit Steinen. Vucic reagierte nach dem Vorfall versöhnlich.

Aufgebrachte Demonstranten haben den serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vucic am Samstag von der Feier zum Gedenken an das Massaker von Srebrenica vertrieben. Vucic wurde von den Demonstranten ausgebuht und so massiv bedrängt, dass er den Gedenkort verlassen musste, wie AFP-Reporter berichteten. Vucic war nach Srebrenica gereist, um mit zahlreichen weiteren Politikern der tausenden muslimischen Jungen und Männer zu gedenken, die dort 1995 von bosnisch-serbischen Truppen ermordet worden waren. Kurz vor den Gedenkfeiern bezeichnete Vucic in einem offenen Brief das Massaker als "monströses Verbrechen". Den Begriff "Völkermord", den Serbien ablehnt, verwendete er aber erneut nicht.

Aleksandar Vucic reagierte anschließend sehr moderat auf die Angriffe. „Meine Hand bleibt gegenüber den Bosniern weiter ausgestreckt“, sagte der Politiker am Samstag in Belgrad nach einer Sondersitzung der Regierung. „Das war ein gut vorbereiteter und organisierter Angriff“, sagte Vucic weiter. Er sei von einem Stein im Gesicht getroffen und leicht verletzt worden. Dabei sei seine Brille zu Bruch gegangen. Er rief seine Landsleute auf, jetzt keine Revancheangriffe auf Bosnier zu unternehmen, denn „Hass und Wut hat es genug gegeben“.

Vucic gehört zu den führenden Politikern, die in den 90er Jahren an der großserbischen Kriegspolitik mitgewirkt hatten. Heute bezeichnet er das als Fehler. Er habe sich zu einem Demokraten gewandelt, der für sein Land den Beitritt zur EU anstrebe, versicherte er immer wieder. Vucic war vor dem Angriff von den „Müttern Srebrenicas“ freundlich begrüßt worden. Bei seiner Abfahrt kam es dann zu der Attacke. Polizisten und Geheimdienstler konnten die Vucic-Delegation in Sicherheit bringen. Srebrenicas Bürgermeister Camil Durakovic entschuldigte sich bei Vucic und meinte, die Angriffe seien das „Werk kranker Hirne“.

Mit einem Regenschirm versuchten die Bodyguards den Premier vor Stein- und Flaschenwürfen zu schützen.
Mit einem Regenschirm versuchten die Bodyguards den Premier vor Stein- und Flaschenwürfen zu schützen.

© REUTERS

Zehntausende Menschen gedachten am Samstag in Srebrenica der Opfer des Massakers vor 20 Jahren. An der Gedenkfeier in der bosnischen Kleinstadt nehmen auch zahlreiche Würdenträger aus dem Ausland teil, darunter der damalige US-Präsident Bill Clinton.

Das Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 war das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor dem Ende des Bosnienkriegs waren damals bosnisch-serbische Milizen in die damalige UN-Schutzzone einmarschiert und hatten an den leichtbewaffneten niederländischen UN-Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 muslimische Jungen und Männer verschleppt und getötet.

Mehr als 6000 der Opfer sind inzwischen in der Srebrenica-Gedenkstätte bestattet. Am Samstag sollen dort am Nachmittag 136 weitere, erst kürzlich identifizierte Opfer beigesetzt werden. Kurz vor den Gedenkfeiern bezeichnete Vucic in einem offenen Brief das Massaker als "monströses Verbrechen". Den Begriff "Völkermord", den Serbien ablehnt, verwendete er aber erneut nicht. (dpa/AFP)

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