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Politik: 3000 Bomben in den ersten 48 Stunden

Im Fall eines Krieges plant Washington massiven Luftangriff / Türkei will Stationierung von US-Truppen erlauben

Berlin/Istanbul. Mit einem groß angelegten Bombardement aus der Luft wollen die USA offenbar ihren Angriff auf Bagdad beginnen, wenn es zum Krieg kommen sollte. Nach Informationen der „New York Times“ plant das Pentagon in Washington, in den ersten 48 Stunden eines Militärschlages 3000 Präzisionsbomben und -raketen einzusetzen. Rund 500 Kampfflugzeuge sollen die Angriffe fliegen. In den ersten zwei Tagen des Golfkrieges 1991 wurden lediglich 300 solcher Waffen abgefeuert.

Mit den massiven Luftschlägen will Washington dem Bericht zufolge zweierlei erreichen: Bagdads Soldaten sollen isoliert und der Weg für einen Bodenangriff bereitet werden. Als Ziele sind Luftabwehrstellungen, politische und militärische Hauptquartiere, Kommunikationseinrichtungen sowie vermutete Chemieanlagen vorgesehen. Die Militärs hoffen auch auf einen psychologischen Effekt der Bombardierungen. Wenn es nach ihren Vorstellungen geht, werden viele irakische Soldaten dadurch demoralisiert und verlieren ihren Kampfeswillen. Zudem erhofft man sich vom Einsatz der Präzisionsbomben, dass die Verluste in der Zivilbevölkerung möglichst gering gehalten werden können. Auch die Zerstörungen der Infrastruktur sollen sich so in Grenzen halten.

Parallel zu den Luftangriffen wird wohl die Bodenoffensive beginnen. Truppen sollen von der nördlichen und südlichen Grenze des Landes auf Bagdad vorstoßen. Neben den „normalen“ Soldaten könnten auch Spezialkräfte eingesetzt werden. Rangers und Marines würden dann Spezialaufträge hinter den feindlichen Linien ausführen, etwa Abschussrampen für Scudraketen oder Telefonleitungen zerstören.

Die Türkei hat derweil den Weg zu einer amerikanischen Truppenstationierung im Norden Iraks freigemacht. Wenn der Krieg schon nicht zu vermeiden sei, müsse die Türkei aber auch alles tun, um ihre Interessen zu sichern, erklärten Generalstab und Regierung im Nationalen Sicherheitsrat in Ankara. Deshalb will die Türkei im Kriegsfall bis zu 80 000 eigene Soldaten in den Norden Iraks schicken, um die Entstehung eines Kurdenstaates zu verhindern. Zudem wollen die Türken im Irak eine 30 bis 40 Kilometer breite Pufferzone unter ihre Kontrolle bringen, um irakische Flüchtlinge vor dem Grenzübertritt in Auffanglager lenken zu können.

Seit Wochen drängt Washington die Türkei, einer Truppenstationierung und der Überlassung von Luftwaffenstützpunkten und Häfen für den Feldzug gegen Saddam zuzustimmen. Nun empfahl der Sicherheitsrat der Regierung, eine entsprechende Parlamentsentscheidung vorzubereiten, mit der Mitte des Monats zu rechnen ist. Motiv für die zähneknirschende Zustimmung Ankaras zu den US-Plänen ist der Gedanke: Nur als Alliierter könne Ankara nach dem Krieg mit Wiedergutmachungszahlungen der USA rechnen und den Anspruch erheben, bei Beratungen über Iraks Zukunft mitzureden.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet indes, die Bundesregierung sei wohl nicht bereit, „Patriot“-Systeme an die Türkei zu liefern. Die Koalition fürchte, dass dadurch ihre ablehnende Haltung zum Irak-Krieg in Frage gestellt werden könnte.

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