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Politik: 45 Minuten bis zum Einsatz

Blairs Irak-Dossier: Saddam hat bereits begonnen, seine Massenvernichtungswaffen vor den UN zu verstecken

Das 55-seitige Irak-Dossier, das der britische Premierminister Tony Blair am Dienstag vorlegte, versucht vor allem, die seit 1998 entstandene Lücke in der Bewertung von Saddam Husseins Waffenprogrammen zu schließen. Damals verließen die letzten UN-Inspekteure das Land. Die britische Regierung kommt in ihrem Dossier zu dem Schluss, dass der Irak auch nach 1998 seine Nuklearprogramme fortgesetzt hat. Es sei „fast sicher“, heißt es in dem Bericht, dass Saddam eigene Anlagen zur Anreicherung von Uran entwickele, um Nuklearwaffen herstellen zu können.

Saddam versuche, sich in den Besitz von Einzelteilen zu bringen, aus denen eine Gaszentrifuge zur Urananreicherung zusammengebaut werden könnte, heißt es weiter. Außerdem gebe es Erkenntnisse, dass der irakische Diktator versucht habe, „bedeutende Mengen“ Uran auf dem Schwarzmarkt in Afrika zu beschaffen. Bis zum Bau einer Atombombe braucht der Irak laut Dossier noch ein bis zwei Jahre. Nach Auswertung des seit 1998 verfügbaren Geheimdienstmaterials kommt die britische Regierung zu folgenden weiteren Schlüssen:

Saddam verfügt über biologische und chemische Waffen, die sein Militär innerhalb von 45 Minuten einsetzen könnte.

Mit einem „ausgedehnten Arsenal“ von Artilleriegeschossen, Bomben, Zerstäubungs-Geräten und Raketen könnten die biologischen und chemischen Kampfstoffe eingesetzt werden.

Der Irak verfügt weiter über Scud-Raketen, die Zypern, den Osten der Türkei, Teheran und Israel erreichen können. Außerdem werden Raketen entwickelt, die auch Griechenland treffen könnten.

Blairs Irak-Dossier liefert auch eine Einschätzung künftiger Inspektionen. Der Irak, so heißt es, habe die Lehren aus den vergangenen UN-Inspektionen gezogen: Saddam habe bereits begonnen, seine Massenvernichtungswaffen und belastende Dokumente zu verstecken. Albrecht Meier

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