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60 Jahre Genfer Konventionen: Neue Regeln für neue Konflikte

Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs standen den Regierungsvertretern noch deutlich vor Augen, als sie heute vor 60 Jahren in Genf das wohl bedeutendste völkerrechtliche Abkommen des Jahrhunderts unterzeichneten.

18 Staaten, darunter die USA und die Schweiz, traten am 12. August 1949 den Genfer Konventionen bei. Die Abkommen wurden zu einer Erfolgsgeschichte. 74 Staaten ratifizierten sie während der 50er Jahre. Die Bundesrepublik war 1954 an der Reihe. „Heute sind praktisch alle Staaten der Erde beigetreten“, erklärt Völkerrechtler Michael Bothe.

Die Ursprünge der Genfer Konventionen reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. 1864 unterzeichneten unter anderem Frankreich, Preußen und Spanien das erste Genfer Abkommen. Nach dem Krimkrieg und der blutigen Schlacht von Solferino 1859 sollte die medizinische Versorgung der verletzten Soldaten auf dem Feld verbessert werden. Dies wurde im ersten Genfer Abkommen geregelt. Um dessen Einhaltung und die Versorgung von Verwundeten sollte sich fortan das frisch gegründete Internationale Rote Kreuz kümmern. Die Konventionen wurden in der Folge ständig erweitert, beispielsweise um Aspekte des Seekriegs oder die Kennzeichnung der Sanitäter.

Die vier Genfer Abkommen von 1949 regeln die Behandlung verwundeter Soldaten zu Land und zu Wasser, den Umgang mit Kriegsgefangenen und den Schutz von Zivilisten in besetzen Gebieten. Die Bestimmungen zielten damals vor allem auf traditionelle Kriege zwischen zwei Staaten. Dabei blieb es aber nicht. Der allen vier Konventionen gemeinsame dritte Artikel weitet die Schutzbestimmungen auch auf Kämpfer in sogenannten innerstaatlichen Konflikten aus, wie zum Beispiel in Afghanistan. „Deshalb gelten die humanitären Standards auch für Rebellen und Terroristen“, sagt Leonie von Braun von Amnesty International.

Nicht zuletzt durch die Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag können die Genfer Konventionen immer besser durchgesetzt werden, meint Völkerrechtler Bothe. „Aber die Konfliktarten müssten heute neu bestimmt werden“, kritisiert er. Schließlich sollen laut Bothe auch die 1977 hinzugefügten Regeln der Kriegsführung überarbeitet werden. 

Marc Mudrak

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