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60. Sudetendeutscher Tag: Schäuble: Leid und Unrecht nicht aufrechnen

Mit einem Appell an die tschechische Politik zu einem fairen Dialog ist am Samstag in Augsburg der 60. Sudetendeutsche Tag eröffnet worden. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, das Leid der Vertriebenen dürfe nicht vergessen oder verschwiegen werden.

Dabei gehe es nicht darum, Leid und Unrecht gegenseitig aufzurechnen. „Als Nachbarn müssen wir das offene Gespräch über die Vergangenheit suchen. Gleichzeitig müssen wir beherzt nach vorne blicken und das Ziel, die Aussöhnung in Frieden, im Auge behalten“, sagte Schäuble.

Die gemeinsame Geschichte des deutschen und tschechischen Volkes sei reich an Tragödien, sagte Schäuble. „Wir wollen ins Gespräch kommen, wir wollen Brücken bauen, wir wollen Verständigung.“ Dieser Weg müsse weitergegangen werden. Die Erinnerung an die Vertreibung gehe auf deutscher Seite nicht einher mit einer Relativierung der eigenen Schuld. „Wir wissen um die Verantwortung unseres Landes, die aus den unvorstellbaren Verbrechen der Nationalsozialisten folgt“, sagte der Bundesinnenminister.

Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, sagte, die größte Hoffnung der Sudetendeutschen sei, dass die „Schlagbäume in den Hirnen der Prager Politiker fallen“, die sich immer noch einem Dialog mit den Sudetendeutschen verweigerten. Die Sudetendeutschen wollten mit den tschechischen Nachbarn ein Gefühl europäischer Zusammengehörigkeit ohne „aggressive Nationalismen“ teilen. Dazu gehöre aber die ehrliche Aufarbeitung der Verbrechen an den Deutschen.

Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, forderte erneut die Aufhebung der „rassistischen und unmenschlichen Benes-Dekrete“. Mit ihnen war die Vertreibung der Sudetendeutschen für rechtmäßig erklärt worden.

Bayerns früherer Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wurde wegen seiner Verdienste um eine gerechte Völker- und Staatenordnung in Europa mit dem diesjährigen europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen ausgezeichnet. Er habe das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen und besonders der Sudetendeutschen stets zu seinem persönlichen Anliegen gemacht, sagte Posselt zur Begründung für die Auszeichnung. Beckstein sagte, an die tschechische Seite gewandt, die Zeit sei reif für eine Auseinandersetzung auf Basis der historischen Wahrheit. dpa

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