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Politik: 850 Millionen – so viele Menschen hungern auf der Welt WHO-Chef sieht Ziele der Vereinten Nationen

zur Verbesserung der Lebensumstände gefährdet

Genf/Berlin - Das Ziel, die Zahl der Hungernden im Vergleich zu 1990 weltweit bis 2015 zu halbieren, „kann nach derzeitigem Stand nicht mehr eingehalten werden“. Dies sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Lee Jong Wook, am Montag in Genf. Dort stellte er einen 80-seitigen Zwischenbericht über den Stand der so genannten Millenniumsziele vor. Im September 2000 hatten sich 189 Regierungen in den Vereinten Nationen auf acht Ziele geeinigt, die bis 2015 die Welt etwas gerechter machen sollten.

Nicht gut sieht es bei den gesundheitsrelevanten Zielen aus. Weltweit hungern nach Angaben des deutschen Entwicklungsministeriums 850 Millionen Menschen. Insgesamt sank die Zahl zwar leicht, vor allem in Asien. In Afrika südlich der Sahara hungern aber sogar mehr Menschen als 1990, insgesamt mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Als Gründe nennt die WHO das rapide Bevölkerungswachstum und schlechte Ernten in mehreren Jahren nacheinander.

Die Kindersterblichkeit ist zwar weltweit zurückgegangen. Vom Ziel, sie um zwei Drittel zu drücken, ist man aber weit entfernt. In Afrika südlich der Sahara sterben 172 von 1000 Kindern, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben, heißt es in dem WHO-Bericht. Mehr als die Hälfte der früh verstorbenen Kinder hat nicht genug zu essen. In einem Viertel der Fälle sterben sie an Umweltfolgen: Alle 15 Sekunden stirbt ein Kind an Durchfall, weil es kein sauberes Wasser hat. Ein weiteres Risiko ist nach Angaben der WHO die Luftverschmutzung in Innenräumen, weil zum Kochen Holzkohle oder Dung verwendet werden.

Ähnlich schlecht sieht es bei der Zahl der Frauen aus, die an Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben. Auch diese Zahl sollte bis 2015 um zwei Drittel sinken. Im Jahr 2000 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – starb eine halbe Million Frauen vor, während oder nach der Geburt eines Kindes. Die Hälfte davon in Afrika. Zumindest stieg die Zahl der Frauen, denen bei der Geburt Hebammen, Schwestern oder Ärzte beistehen, wenn auch nicht in Afrika südlich der Sahara. Fortschritte machte Nordafrika, wo die Zahl der begleiteten Geburten von 41 auf 76 Prozent stieg.

Doch es gab auch Fortschritte. Inzwischen werden mehr Menschen mit überlebenswichtigen Aids-Medikamenten versorgt. Zwar bekommt nur ein Bruchteil aller HIV-infizierten Menschen diese antiretroviralen Arzneimittel. Doch seit die Geberländer und viele private Großspender mehr Geld für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose bereitgestellt haben, steigt die Zahl. Auch bei der Bekämpfung von Malaria geht es voran. In einigen Ländern, etwa in Tansania, sind fast alle Kinder mit Moskitonetzen versorgt worden, die mit Insektiziden behandelt wurden. Trotzdem sterben acht Prozent der Kinder an Malaria.

Um die Millenniumsziele doch noch zu erreichen, braucht es nach Ansicht von WHO-Direktor Lee Jong Wook deutlich mehr Geld der Geberländer. Damit müssten vor allem die Gesundheitssysteme in Afrika gestärkt werden, verlangt er.

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