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Politik: Abgeordnete fordern eine neue Politik für die Berliner Republik

Sie sind jung, sie verachten ideologische Muster und sie sind ehrgeizig. Einen wichtigen Regierungsposten haben die "Youngsters" aus der SPD-Bundestagsfraktion schon erobert.

Von Hans Monath

Sie sind jung, sie verachten ideologische Muster und sie sind ehrgeizig. Einen wichtigen Regierungsposten haben die "Youngsters" aus der SPD-Bundestagsfraktion schon erobert. Jetzt beanspruchen die Jungparlamentarier auch noch die Definitionsmacht für die Berliner Republik. Am Dienstagabend luden sie ins Willy-Brandt-Haus, um die "Generation Berlin" ins Leben zu rufen. Im Juli hatten sich die 13 jungen Parlamentarier in einem Thesenpapier von der linken Nabelschau der Jusos losgesagt und dem Kanzler Unterstützung bei seinem Modernisierungskurs versprochen. Mitunterzeichner Hans Martin Bury (33) wurde von Schröder zum Staatsminister im Kanzleramt ernannt. Den Begriff "Berliner Republik" haben die "Youngsters" von dem Soziologen Heinz Bude übernommen. Wie die Abgeordneten Carsten Schneider (23) und Nina Hauer (31) deutlich machten, unterstreicht er ihren Anspruch, in der Politik die Rechts-Links-Schablone hinter sich zu lassen und pragmatische Lösungen zu finden.

Mit Lust arbeiten sich die "Youngsters" an der Generation der 68er in der SPD ab, der sie Realitätsverkennung vorwerfen. Diese Abgrenzung basiert allerdings nach Einschätzung des Göttinger Politikwissenschaftlers Franz Walter auf einer falschen Voraussetzung. Die für eine Generationserfahrung wichtige Prägung der SPD-Politiker Schröder, Klimmt oder Lafontaine sei lange vor den Jahren der Studentenbewegung erfolgt, nämlich in den 50er Jahren, in der Hochzeit der Halbstarken, sagte der Wissenschaftler den "Youngsters". Die typischen Eigenschaften der Halbstarken will Walter im Auftritt wichtiger Regierungsvertreter wiedererkannt haben: "Schnoddrig, lässig, provokativ, furchtbar großmäulig" zu sein hätten die oft vaterlos Aufgewachsenen schon damals gelernt: "Man fuhr mit dem Moped die Straße rauf und die Straße runter."

Den SPD-Youngsters sprach der Wissenschaftler jede Eignung zur Bildung einer Generation ab. Weder pflegten sie eine gemeinsame Rhetorik noch gemeinsame Rituale, sie könnten keine Märtyrer vorweisen und auf keine Schlachten zurückblicken. Noch scheint der SPD-Nachwuchs das Moped nicht gefunden zu haben, mit dem er ordentlich Lärm machen könnte.

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