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Abgeordnetenbezüge: Managergehälter achtmal höher als Diäten

Am Freitag wollen die Abgeordneten des Deutschen Bundestags über eine Erhöhung ihrer Diäten beraten. Um knapp neun Prozent sollen die in den nächsten zwei Jahren steigen. Von Managergehältern sind die Volksvertreter damit immer noch weit entfernt.

Um fast zehn Prozent sollen die Abgeordneten-Diäten in den nächsten zwei Jahren steigen. Das sieht ein Gesetzesentwurf der großen Koalition vor. Kaum ist der Vorschlag öffentlich geworden, hagelt es Kritik: Unverschämt sei die Anhebung, so die Linksfraktion. Von einer Überversorgung der Abgeordneten spricht der Verwaltungsrechtler und Parteienkritiker Hans Herbert von Arnim.

Anders als Lokführer oder Call-Center-Mitarbeiter müssen Abgeordnete genauso wenig für eine Gehaltserhöhung streiken wie die Vorstandsmitglieder der im Dax gelisteten Unternehmen. Und so haben vor allem die Manager in den vergangenen zwei Jahren kräftig zugelangt. Im vergangenen Jahr sind die Bezüge nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) um rund acht Prozent gestiegen, 2005 um über elf Prozent.

Mehr als eine halbe Million pro Jahr

Deutsche Manger verdienten nach einer aktuellen Studie der DSW, an der sich 28 der 30 Dax-Unternehmen beteiligten, im vergangenen Jahr durchschnittlich 663.000 Euro - Immerhin ein stattliches Monatsgehalt von rund 55.000 Euro. Bei der Deutschen Bank bekam ein Vorstandsmitglied 2006 durchschnittlich 900.000 Euro plus Barvergütungen, bei BASF 838.000, bei Siemens 810.000 Euro. Eher am unteren Ende der Skala bewegt sich die Lufthansa mit "nur" 562.000 Euro.

Hinzu kommen Aktienanteile und weitere Bezüge, weshalb die DSW von einem durchschnittlichen Jahresgehalt deutscher Manager in Höhe von etwa 1,9 Millionen ausgeht.

Zum Vergleich: 7009 Euro verdient ein "einfacher" Abgeordneter derzeit pro Monat. Hinzu kommt eine Aufwandspauschale von 3720 Euro monatlich, die nicht versteuert werden muss und jedes Jahr analog zu den Preissteigerungen automatisch erhöht wird. Anders als bei der Mitarbeiterpauschale in Höhe von 13.660 Euro bekommen die Abgeordneten diese Summe unabhängig davon, ob sie das Geld tatsächlich brauchen. Sprich: Wer weniger ausgibt, behält mehr auf dem Konto.

Trotzdem sind dies im Vergleich mit den Bezügen der Vorsitzenden deutscher Unternehmen beinahe lächerliche Summen. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel müsste angesichts ihres derzeitigen Jahresgehalts fast 69 Jahre im Amt bleiben, um auf Ackermanns Jahresgehalt zu kommen.

Auf Augenhöhe mit französischen und britischen Managern

Immer wieder begründen deutsche Unternehmen die hohen Bezüge mit dem internationalen Wettbewerb: Bekämen die Manager weniger, würden sie ins Ausland abwandern, so die Argumentation. Nach Angaben der DSW liegen die deutschen Manager im europäischen Vergleich etwa auf selber Höhe wie ihre Kollegen in Frankreich und in Großbritannien. Dort liegen die Durchschnittsbezüge bei 2,3 beziehungsweise 1,7 Millionen Euro.

Selbst Bundespräsident Horst Köhler trieben die Millionengehälter der deutschen Manager vor seinem Amtsantritt um: In der ARD versicherte er im Mai 2004, er wolle die Arbeit der Vorstandsmitglieder kritisch begleiten: "Es ist ja nicht so, dass die Wirtschaftsführer in Deutschland sozusagen glänzen durch Einfühlungsvermögen und Vorbildfunktion." (mit dpa)

Nicole Meßmer

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