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Politik: Abmarsch der Willigen

Auch Polen will seine Soldaten aus dem Irak abziehen – Großbritannien und Italien bleiben an der Seite der USA

Warschau. Nicht erst die Furcht vor Terroranschlägen hat in Polen Zweifel am Irakengagement des Landes laut werden lassen. Zwar zieht sich Polen als Besatzungsmacht bisher überraschend gut aus der Affäre und sieht seine Position innerhalb der Nato klar gestärkt. Politisch und wirtschaftlich hat sich der gefährliche Einsatz aber kaum ausgezahlt. Deshalb kündigte Warschau bereits vor den Madrider Anschlägen an, Polens 2500 Mann starke Truppe bis Ende des Jahres heimzuholen – und den Oberbefehl über die zentralirakische Besatzungszone abzugeben. Den engen Schulterschluss mit den USA musste Polen mit der Entfremdung von den EUPartnern Frankreich und Deutschland bezahlen, der erhoffte Auftragssegen für die polnischen Unternehmen beim Wiederaufbau des Irak ist bisher weitgehend ausgeblieben. 60 Prozent der Polen fordern inzwischen den sofortigen Abzug aus dem Irak. tro

London. Mit dem Machtwechsel in Spanien verliert Tony Blair seinen wichtigsten europäischen Verbündeten in der Irakdebatte. Die britische Presse wertete die Niederlage von Ministerpräsident Jose Maria Aznar einhellig als schweren Schlag für den britischen Premier. Das eigene Engagement im Irak stellt Blair auch nach den Anschlägen in Spanien indes nicht in Frage. Und er will auch die „Koalition“ mit Spanien fortsetzen. Der Fraktionschef der regierenden Labour-Partei im britischen Unterhaus, Peter Hain, sagte der BBC, die Tatsache, dass der künftige Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero gegen den Irakkrieg gewesen sei, müsse die Beziehung zu Premierminister Tony Blair nicht belasten. Auch das Verhältnis Blairs zu Bundeskanzler Gerhard Schröder sei trotz dessen Anti-Kriegshaltung unverändert gut geblieben: „Man hat gesehen, wie die enge Freundschaft zwischen Tony Blair und Gerhard Schröder weiterging“, sagte Hain. Außenminister Jack Straw reagierte indes in einem Interview mit der „Financial Times“ empört auf den Vorwurf, Länder wie Spanien und Großbritannien hätten die Terroranschläge durch ihre Beteiligung am Irakkrieg provoziert. „Es gibt da einige Leute, die sich offenbar selbst eingeredet haben, dass die Anschläge vom 11. September 2001 nach der Irakinvasion von 2003 stattfanden“, sagte Straw. dpa

Rom. Italiens Friedensbewegung hofft nach den Terroranschlägen in Madrid auf breite Unterstützung. Schon vor den Attentaten hatte sie gemeinsam mit den Grünen und den Gewerkschaften für diesen Samstag zu einer Kundgebung gegen den Krieg im Irak aufgerufen, den Italiens Regierung ebenso wie Spanien unterstützt hat. Wie Jose Maria Aznar handelte Regierungschef Silvio Berlusconi gegen den Willen des Großteils seines Landsleute, die vor einem Jahr zu Millionen mit Friedensfahnen auf die Straße gegangen waren. Nun setzt sich Berlusconi für eine gemeinsame Massenkundgebung von Regierung und Opposition gegen den Terrorismus ein. Er fordert zudem einen „nationalen Pakt zur Vermeidung einer parteipolitischen Instrumentalisierung des Terrors". Schon nach dem Anschlag gegen italienische Soldaten im irakischen Nasirija im vergangenen November, bei dem 19 Italiener starben, war es Berlusconi gelungen, die Nation um sich zu scharen. pak

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