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Politik: Abschied eines Außenseiters

Kampa-Chef Machnig verlässt die SPD-Zentrale – mit einem Rundumschlag gegen seine Genossen

Von Markus Feldenkirchen

„Ich drehe gerne an Rädern“ lautet das Glaubensbekenntnis von Kampa-Chef Matthias Machnig. Doch das Rad der SPD will er selbst nicht länger in Schwung halten. Machnig wird sich vom Amt des Bundesgeschäftsführers und oberstem Kampagnenleiter der SPD zurückziehen. Damit geht im Willy-Brandt-Haus eine kleine Ära zu Ende. Das Gespann Müntefering-Machnig verlässt die Parteizentrale und macht Platz für Olaf Scholz. Das SPD-Präsidium nominierte den 44-jährigen Hamburger Landeschef am Montag als neuen Generalsekretär.

Machnigs Rückzug kommt nicht überraschend. Er habe schon bei seinem Amtsantritt 1999 vorgehabt, nach der Bundestagswahl auszusteigen, sagt er. Doch die permanente Kritik an seiner Wahlkampfplanung und die Teil-Entmachtung Machnigs durch den Kanzler sechs Wochen vor der Wahl werden ihm die letzte Lust am Weitermachen genommen haben. Dabei hatte er – der noch für seine Konzepte zum Wahlkampf 1998 gelobt wurde – sich an Kritik längst gewöhnt. Ständiger Begleiter seiner Arbeit in Kampa und Parteizentrale waren die „Heckenschützen“ (Machnig) aus der eigenen Partei, die fürchteten, vom frischen Wind weggefegt zu werden, den Machnig in die verkrustete Organisation bringen wollte. Andere rieben sich am autoritären Führungsstil des Parteimanagers oder an dessen als zu theoretisch oder „abgehoben“ bezeichneter Wahlkampfstrategie. So wird ihn auch die böse Kritik von Parteilinken und jüngeren SPD-Abgeordneter nicht verwundert haben, die nach der Wahl erneut die ganze Philosophie seiner Kampa in Frage gestellt hatten. „Da sprechen zum Teil Ahnungslose“, sagt Machnig. Doch auch seine Vorstellungen von der SPD als moderner Netzwerkpartei blieben den traditionsliebenden Genossen fremd. „Wenn ich in der eigenen Partei so viel Wertschätzung bekommen hätte wie im Ausland, wäre ich zufriedener gewesen“, sagt Machnig zum Abschied. Im Gegensatz zu anderen in der Partei habe er sich immer solidarisch verhalten. „Ich gehe nicht im Zorn“, betont er dann noch. So ganz muss man ihm das nicht glauben. Angebote für eine neue Aufgabe scheint Machnig genug zu haben. Dass er in der Politik bleiben wird, ist aber unwahrscheinlich.

Auf eine Entscheidung hatte Machnig zum Schluss noch Einfluss genommen. Auch er hält Olaf Scholz, den Nachfolger von Franz Müntefering, für einen guten General, weil er „der jüngeren Generation ein Gesicht geben“ könne. Da ist er sich übrigens auch mit dem Kanzler mal ganz einig. Weil kein Besserer da gewesen sei, sei der Beste genommen worden, hatte Schröder über Scholz gesagt.

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