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Und tschüss. Grünen-Politiker Fritz Kuhn geht nach Stuttgart.

© Thilo Rückeis

Abschied für Fritz Kuhn: Der gespielte Macho

Grünen-Politiker Fritz Kuhn verlässt nach zwölf Jahren Berlin und tritt am 7. Januar sein Amt als Oberbürgermeister in Stuttgart an. Zu seinem Abschied im Bundestag kamen viele Berliner Weggefährten. Ein Ortstermin

Von Sabine Beikler

Fritz Kuhn ist keiner, dem es an Selbstbewusstsein mangelt. Das hat er schon 1984 als 29-Jähriger im ersten TV-Auftritt in einer Wahlrunde mit verbalen Attacken gegen Lothar Späth, den damaligen baden-württembergischen CDU-Ministerpräsidenten, gezeigt. Als er jedoch am Dienstag vor dem Fraktionssaal der Grünen im Bundestag verabschiedet wird, spürt man bei dem 57-jährigen Grünen, dem Parteistrategen, der Unmengen an Konzepten schrieb,  einen Hauch von Wehmut. Seine „Seelenbefassung“, gesteht er, sei „emotional ein bisschen nachdenklich und gerührt“. Fritz Kuhn verlässt nach zwölf Jahren Politik die Hauptstadt und übernimmt am 7. Januar als Oberbürgermeister Stuttgart, die sechstgrößte Stadt Deutschlands.

Der gebürtiger Allgäuer war in Berlin Parteivorsitzender, Abgeordneter, Arbeitskreischef, Wahlkampfmanager, Parteiratsmitglied und Fraktionschef. „Das war alles, was man in Berlin machen kann“, sagt Kuhn nicht ohne Stolz. Politiker auf Bundesebene zu sein, sei ein „ungeheuer toller Job, wenn du dich für Menschen, deren Sorgen und Probleme interessierst“, zieht er sein Fazit. Viele sind neben den grünen Weggefährten gekommen, um sich von ihm zu verabschieden: Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU), Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil oder Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU).

Fritz Kuhn sei am „Machbaren“ interessiert, sagt Fraktionschefin Renate Künast in ihrer Rede. Der Oberrealo Kuhn hat in seiner bisherigen politischen Laufbahn viele Konzepte entworfen. So wollte er früh Ökologie und Ökonomie sanft verknüpfen. „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“, lautet auch heute noch sein Credo. Fritz sei eben „ein Botschaftstyp“, sagt Künast.

Unter Rot-Grün war Kuhn Mitglied der „Fritz-Rezzo-Fischer-Gang“ mit Rezzo Schlauch und Joschka Fischer, sagt Fraktionschefin Künast. Das Besondere an ihrem Parteifreund Fritz sei jedoch gewesen, dass er den Macho im Gegensatz zu anderen „nur gespielt“ habe. Bei diesen Worten muss auch die Spitzenkandidatin und damalige Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt lachen.

Vor seinem Amtsantritt im Januar will Fritz Kuhn das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 nicht kommentieren. Er freue sich auf seinen neuen Job, sagt er, und werde auch in Zukunft darauf Wert legen, „sich ehrlich zu machen“. Und da er der womöglich erfahrenste Grüne in diversen Doppelspitzen sei, stünde seine Rathaustür in Stuttgart Parteifreunden immer für Rat und Tat offen. „Ein Tee oder Kaffee“ in Stuttgart sei dann „schon noch drin“.

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