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Ein Soldat der Bundeswehr steht neben einer Drohne vom Typ "Luna".

© dpa / picture alliance

Absturzgefahr: Bundeswehr verliert mehr Drohnen als bisher bekannt

Die Bundeswehr hat innerhalb von anderthalb Jahren 124 Drohnen verloren. Betroffen ist vor allem die „Luna“, die auch in Afghanistan eingesetzt wird.

Die Bundeswehr hat in den vergangenen 18 Monaten 124 von 871 eingesetzten Drohnen durch Flugunfälle verloren. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Linke) hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. In der Bilanz sind auch Fälle enthalten, die bei der sogenannten systemkonformen Landung „so beschädigt wurden, dass eine Reparatur nicht mehr wirtschaftlich war“. Bei der systemkonformen Landung gleiten unbemannte Flugkörper laut Verteidigungsministerium (BMVg) aus Sicherheitsgründen automatisch an einem Fallschirm zum Boden, wenn sie zuvor Bedien- oder Funkübertragungsfehler registriert haben.

Die deutschen Streitkräfte setzen Drohnen vor allem in ihren Einsatzgebieten im Ausland zur luftgestützten Aufklärung ein, etwa im Kosovo und in Afghanistan. Die meisten Flüge absolvierte dabei bislang die rund 37 Kilogramm schwere Drohne „Luna“, die dem Heer gehört, 2,36 Meter lang ist, eine Spannweite von 4,17 Metern hat und Geländeabschnitte bei Tag und Nacht aus der Luft überwachen soll. 6949-mal katapultierte die Bundeswehr nach Angaben des BMVg bis Ende Mai 2013 eine „Luna“ von einer Startrampe in die Luft – 52-mal kam der Flugkörper ungewollt vom Himmel, 40-mal davon in Afghanistan. Diese Zahl stammt aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums vom Juni 2013 auf eine Anfrage des Linken-Verteidigungspolitikers Paul Schäfer. Laut BMVg hatten 26 „Luna“-Abstürze technische Gründe, elf waren auf Bedienungs- oder Organisationsfehler zurückzuführen, neun auf Umwelteinflüsse. Dazu zählen etwa Sandstürme oder Gewitter, die den Datenfluss zwischen Drohne und Bodenstation negativ beeinflussen können. Bei sechs „Luna“-Abstürzen ist der Grund unbekannt. Im März 2011 hatte das Verteidigungsministerium die Zahl der seit 2003 in Afghanistan abgestürzten „Lunas“ auf vier beziffert.

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Eine „Luna“ war es auch, die im August 2004 in der Nähe des Flughafens Kabul um ein Haar mit einer voll besetzten Passagiermaschine der Ariana Afghan Airline kollidierte. Der Airbus A 300 steuerte direkt auf den unbemannten Flugkörper zu und drehte erst in allerletzter Sekunde ab; wie knapp es war, kann man sich auf Youtube ansehen. Das Video von dem Beinahe-Zusammenstoß hatte die Bundeswehr-„Luna“ aufgenommen.

Im Einsatz abgestürzte unbemannte Flugkörper geben die deutschen Streitkräfte keinesfalls verloren: „Nach jeder Drohne wird gesucht, bis sie gefunden ist“, heißt es in Bundeswehrkreisen. Da die unbemannten Flugsysteme von Menschenhand programmierte Routen abfliegen, kann das Bodenpersonal auch bei abgebrochener Funkverbindung zumindest eingrenzen, wo eine Drohne niedergegangen ist. Allerdings reichen die technischen Mittel, über die die deutschen Streitkräfte in Afghanistan verfügen, nicht immer aus, um verloren gegangenes Gerät zu finden und zurückzubringen. In diesem Fall müssen Soldaten befreundeter Streitkräfte diese Aufgabe übernehmen. So können beispielsweise die Nato-Aufklärungsflugzeuge Awacs, die Afghanistan in großer Höhe überfliegen, abgestürzte Drohnen am Boden erkennen. Und auch die von den USA eingesetzten „Predator“-Drohnen können mit ihren „Augen“ Bilder liefern, die dazu beitragen, verlorene Flugkörper am Boden wiederzufinden.

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