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Politik: Abtreibungspille nun auch in Deutschland zugelassen

BERLIN (Tsp). Die umstrittene Abtreibungspille Mifegyne wird künftig auch in Deutschland erhältlich sein.

BERLIN (Tsp). Die umstrittene Abtreibungspille Mifegyne wird künftig auch in Deutschland erhältlich sein. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin erteilte am Dienstag die Genehmigung. In Frankreich, Großbritannien und Schweden ist das Mittel seit längerem erhältlich. Bundesfamilienministerin Bergmann begrüßte die Entscheidung. Politiker von SPD und Grünen hatten die Zulassung seit langem gefordert. Die katholische Kirche kritisierte die Zulassung. Der Kölner Kardinal Meisner sprach von einem Rechtsbruch. Nach dem Willen der Bundesregierung darf die Pille nur an Frauenärzte und Spezialkliniken abgegeben werden, die die Abtreibung selbst vornehmen.Damit darf die früher als RU 486 bekannte Abtreibungspille nicht über den Großhandel oder die Apotheken ausgegeben werden. Vielmehr muß der Hersteller direkt an Krankenhäuser und Arztpraxen liefern. Damit soll sichergestellt werden, daß nur die Frauen das Mittel erhalten, die einen Schwangerschaftsabbruch nach den gesetzlichen Bestimmungen vornehmen lassen.Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, hatte die erwartete Zulassung im Vorfeld als "Rechtsbruch" bezeichnet. Der "Bild"-Zeitung sagte er, mit der Zulassung des "Menschentötungsmittels" mache sich das Institut zum "Sklaven von Interessengruppen" und verletze seine Pflichten "schwerwiegend". Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnisgrüne) forderte den Kardinal auf, sich für seine Äußerungen zur Rolle des Bundesarzneimittelinstituts zu entschuldigen. Das Institut habe die gesetzliche Aufgabe, Arzneimittel in Deutschland zum Verkehr zuzulassen, sagte Fischer. Zu den entsprechenden Prüfungen sei die Behörde verpflichtet, "unabhängig davon, ob ein Arzneimittel gesellschaftlich umstritten ist oder nicht".Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Regina Schmidt-Zadel, nannte die Zulassung "längst überfällig". Die Kritiker des Präparats sollten die Grundsatzdebatte um den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch "endlich einstellen: Der Kampf ist vorbei - die Zulassung liegt auf dem Tisch". Familienministerin Bergmann sagte, die Alternativmethode des Schwangerschaftsabbruches "sollte Frauen zur Verfügung stehen". Die Zulassung wurde auch in der Opposition begrüßt. Mit der Pille werde ein gesundheitsschonenderer Abbruch ermöglicht, sagte die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ina Lenke.Bayerns Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) sprach hingegen von einer "schrecklichen Bagatellisierung der Tötung ungeborener Kinder". Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, sinkt mit der Zulassung "die Hemmschwelle, ein ungeborenes Kind zu töten". Die Einstufung von Mifegyne als Arzneimittel mache "die Schwangerschaft zu einer Krankheit und das ungeborene Kind zu einem zu beseitigenden Schaden". So wachse die Gefahr, daß die bewußte Tötung ungeborenen Lebens zu einem üblichen Mittel der Geburtenregelung werde, erklärte Lehmann in Bonn.

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