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US-Soldaten am Ort des Bombenabwurfs.

© Reuters/Parwiz

Update

Abwurf in Afghanistan: Ex-Präsident Karsai wirft Nachfolger wegen US-Bombe Verrat vor

Bei den Opfern handelt es sich nach Behördenangaben um IS-Kämpfer. Zunächst war von 36 getöteten Kämpfern die Rede.

Afghanistans Ex-Präsident Hamid Karsai hat seinem Nachfolger Aschraf Ghani Verrat vorgeworfen, weil er den USA den erstmaligen Einsatz ihrer größten nichtatomaren Bombe erlaubt habe. Bei einer Veranstaltung in Kabul sagte Karsai am Samstag, wenn die Regierung den Abwurf der Bombe gebilligt habe, sei das "nationaler Verrat" gewesen. Präsident Ghani hatte erklärt, der Bombenabwurf sei Teil eines gemeinsamen Einsatzes afghanischer und internationaler Truppen gewesen.

Beim Abwurf der US-Bombe sind nach Behördenangaben deutlich mehr Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden als zunächst angenommen. Die Bombe habe 92 IS-Kämpfer getötet, sagte der Gouverneur des Bezirks Achin in der Provinz Nangarhar, Esmail Schinwari, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Provinzsprecher Attaullah Chogjani sprach von 90 getöteten Dschihadisten. Afghanische und US-Truppen inspizierten am Samstag den Abwurfort.

Zahl der getöteten IS-Kämpfer verdreifacht

Mit rund 90 getöteten IS-Kämpfern hat sich die Zahl fast verdreifacht - zunächst war von 36 getöteten Kämpfern die Rede. Obwohl die IS-Miliz nach Angaben von Sicherheitsexperten ihre Verstecke in der Nähe der Häuser von Zivilisten angelegt hatte, gab es nach Behördenangaben bei dem US-Bombenabwurf keine zivilen Opfer.

Schinwari versicherte am Samstag, es seien keine Zivilisten und keine Militärangehörigen getötet worden. Nach Darstellung der Regierung in Kabul waren tausende Familien bereits in den vergangenen Monaten vor den Kämpfen geflohen.

Ein älterer Mann, der in der Nähe des Abwurfortes in Momand Dara im Bezirk Achin lebt, berichtete derweil von einer ohrenbetäubenden Lautstärke durch den Aufprall der Bombe. Die Explosion sei so laut gewesen, dass seine Enkelin - ein Kleinkind - nun nicht mehr hören könne, sagte der Mann.

Einsatz der Mega-Bombe als unverhältnismäßig kritisiert

Die US-Armee hatte am Donnerstag erstmals eine Bombe mit der Bezeichnung GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB) eingesetzt. Abgeworfen wurde die mehrere Meter lange Bombe mit einer Sprengkraft von elf Tonnen TNT nach Angaben des Pentagons von einer MC-130-Transportmaschine in der Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans.

Nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums wurden bei dem Angriff "strategische" Verstecke der Islamisten sowie ein tief unter der Erde gelegener Tunnelkomplex zerstört. Schinwari zufolge begutachteten afghanische und US-Truppen die von der Bombe getroffene Gegend am Samstag und nahmen dort Aufräumarbeiten vor.

Der Abwurf der Bombe, der den Rückhalt der Regierung in Kabul hatte, stieß bei einigen Beobachtern auf Kritik. Sie monieren, dass der IS im Vergleich zu den radikalislamischen Taliban in Afghanistan nur eine Randgruppe sei und im Vergleich keine große Bedrohung darstelle. Der Einsatz der Mega-Bombe sei deshalb unverhältnismäßig gewesen. (Reuters, AFP)

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