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© dpa

Accra: Obama sieht Ghana als Vorbild für Afrika

Afrika hat lange warten müssen. Länger noch als Asien und sogar Lateinamerika. Doch der enormen Freude seiner Menschen über den Besuch des ersten schwarzen US-Präsidenten auf ihrem Kontinent hat die Verzögerung keinen Abbruch getan.

Afrika hat lange warten müssen. Länger noch als Asien und sogar Lateinamerika. Doch der enormen Freude seiner Menschen über den Besuch des ersten schwarzen US-Präsidenten auf ihrem Kontinent hat die Verzögerung keinen Abbruch getan: Als Barack Obama am späten Freitag im westafrikanischen Ghana eintraf, säumten Tausende von Ghanaern die Straßen der Hauptstadt Accra, um einen kurzen Blick auf den US-Präsidenten zu erhaschen. Wie hoch die Erwartungen sind, wird schon daran deutlich, dass mehr als 5000 Afrikaner Obama vor dessen Rede im ghanaischen Parlament Textnachrichten schickten. Zuvor hatte die US-Regierung alle Afrikaner eingeladen, per SMS und über die Online-Netzwerke Facebook und Twitter direkt Fragen an Obama zu richten. Die am häufigsten gestellten will der US-Präsident in einer am Montag in ganz Afrika ausgestrahlten Videobotschaft beantworten.

In einer Grundsatzrede vor dem Parlament in Accra sagte der Präsident, die USA wollten dem Kontinent als Partner helfen. „Dies ist ein neuer Augenblick des Versprechens“, betonte Obama. Der Präsident, der einen kenianischen Vater hat, bekannte sich in Accra auch zu seinen afrikanischen Wurzeln: „Die Geschichte meiner eigenen Familie umfasst die Triumphe und Tragödien der afrikanischen Geschichte“, betonte er unter dem Beifall der Abgeordneten.

In Cape Coast an der Goldküste, etwa 160 km westlich von Accra, besichtigten Barack und Michelle Obama kurz vor dem Weiterflug nach Washington noch eines jener Sklavenforts, in denen tausende verschleppter Afrikaner ihre letzten Momente auf heimischem Boden verbrachten, ehe sie nach Amerika verschifft wurden. Afrikanische Blogger hatten vorher spekuliert, ob Obama wohl Tränen für die Opfer der Sklaverei vergießen oder zu den Entschädigungsklagen gegen die USA Stellung nehmen würde.

Dass er dies nicht tat, lag daran, dass der Grund der Reise ein anderer war: Die Wahl Ghanas war vor allem eine Auszeichnung für eine der stabileren Demokratien in Afrika – mit friedlichen Amtswechseln und ohne das „Big-Man-Syndrom“, unter dem so viele Staaten des Kontinents leiden, deren Langzeitherrscher sich mit allen Mitteln an die Macht krallen. Obama brachte dies bei seiner Ansprache zum Ausdruck, in der er den friedlichen Regierungswechsel in Ghana zu Jahresbeginn als exemplarisch lobte – und das Land drängte, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren. Das Land könne ein „außerordentliches Erfolgsmodell“ für den gesamten Kontinent sein. Die ehemalige britische Kolonie war 1957 als erstes Land in Schwarzafrika unabhängig geworden und zählt heute zu den wenigen Stabilitätsankern.

Nach Ansicht von Beobachtern ist indes nicht damit zu rechnen, dass sich Amerikas Politik gegenüber Afrika unter dem ersten schwarzen Präsidenten nachhaltig verändern wird. Dies liegt schon daran, dass Obamas Amtsvorgänger Georg W. Bush in weiten Teilen Afrikas ausgesprochen beliebt war, zumal er die Entwicklungshilfe für den schwarzen Kontinent drastisch erhöht hatte – insbesondere für die Bekämpfung der Aids-Epidemie. Ein wichtiges Zeichen für seine künftige Politik gegenüber Afrika hat Obama bereits dadurch gesetzt, dass ihn seine erste Reise nicht in die kenianische Heimat seines Vaters führt. Unter der kenianischen Bevölkerung ist diese diplomatische Ohrfeige mit großer Genugtuung aufgenommen worden. In den Medien des Landes wurde Obama ausdrücklich zu dem Schritt gratuliert.

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