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Politik: Acht Jahre nach dem historischen Beschluß: Der Bundestag bezieht den Reichstag

BERLIN (esch).Knapp acht Jahre nach dem Umzugsbeschluß des Bundestages verlegt das Parlament am heutigen Montag seinen Sitz nach Berlin.

BERLIN (esch).Knapp acht Jahre nach dem Umzugsbeschluß des Bundestages verlegt das Parlament am heutigen Montag seinen Sitz nach Berlin.Die Abgeordneten kommen zur ihrer ersten Sitzung in dem umgebauten Reichstagsgebäude zusammen.Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird die Debatte mit einer Regierungserklärung zur "Vollendung der Deutschen Einheit beginnen.Politiker aller Parteien äußerten sich am Sonntag nach einer Begehung begeistert über den Umbau.Der Architekt Sir Norman Foster nannte den Reichstag sein wichtigstes Werk.

Mit dem Umzug wird der Reichstag nach 66 Jahren wieder Sitz eines frei gewählten deutschen Parlaments.Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erhält am Montagvormittag symbolisch den Schlüssel für das Plenargebäude.Danach gibt Schröder eine Regierungserklärung zum Stand der deutschen Einheit ab.Der Reichstag wurde in den letzten vier Jahren für 600 Millionen Mark nach den Plänen des britischen Architekten Foster vollständig umgebaut und mit einer begehbaren Kuppel von 40 Metern Durchmessern versehen.

Das Gebäude war 1894 eröffnet und 1933 zu Beginn der Nazi-Diktatur durch einen Brand zerstört worden.Zu Kriegsende wurde es von der Roten Armee besetzt und in den sechziger Jahren durch den Architekten Paul Baumgarten renoviert.Der Regierende Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), sagte, nun kehre die Demokratie in ihr "Stammhaus" zurück, aus dem sie 1933 von den Nazis vertrieben worden sei.Bundestagspräsident Thierse betonte, daß im Reichstag im Gegensatz zu anderen Häusern in Berlin niemals die Tötung von Menschen beschlossen worden sei.Von dem Umzug erwarten Politiker in Bund und Ländern ein Signal für das Zusammenwachsen von Ost und West und daß die Belange der neuen Länder stärker in den Mittelpunkt der Politik rücken werden.

Begeistert und beeindruckt haben sich gestern Abgeordnete aller Parteien vom neuen Reichstagsgebäude gezeigt."Es gefällt mir sehr gut", sagte SPD-Fraktionschef Peter Struck.FDP-Chef Wolfgang Gerhardt lobte die Kuppel.Der Vorsitzende der Bundestags-Baukommission, Dietmar Kansy (CDU), nannte die Kuppel "ein Musterbeispiel dafür, daß aus politischem Ringen etwas Großartiges entstehen kann".Die Kuppel war in der Baukommission nach langen Streit mit einer Mehrheit von 8:7 Stimmen durchgesetzt worden.Foster sagte, es sei in keinem anderen Land der Fall, daß das Dach des Parlaments für die Bevölkerung geöffnet werde.Noch umstritten ist der offizielle Name "Plenarbereich Reichstagsgebäude".

Auch die Grünen und die PDS halten den Umbau für gelungen.Bundestagsvizepräsidentin Petra Bläss (PDS) sagte, sie sei "zutiefst beeindruckt".PDS-Fraktionschef Gregor Gysi erkannte jedoch eine "schwierige Symbolik"."Wir eröffnen den Reichstag, wenn sich Deutschland im Krieg befindet - ohne angegriffen worden zu sein", sagte er.

Zwei Tage nach der ersten Sitzung des Bundestages im Reichstagsgebäude können auch die Bürger den neuen Parlamentssitz besichtigen.Bis zum 25.April veranstaltet der Deutsche Bundestag die "Tage der Einblicke und Ausblicke".

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