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Ägypten: Gefährliches Abenteuer

Die entführten Touristen bewegten sich abseits üblicher Routen - die ägyptischen Behörden hatten aber keine Bedenken.

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Die Entführung der Touristen aus Deutschland, Italien und Rumänien durch eine arabische Bande im Süden Ägyptens ist nach bisherigen Erkenntnissen der Bundesregierung offenbar unblutig verlaufen. Es habe unter den Geiseln keine Verletzten gegeben, hieß es am Montag im Umfeld der Regierung. Die motorisierten Geiselnehmer seien so überlegen gewesen, dass die ägyptischen Begleiter der Touristen auf Widerstand verzichtet hätten. Unter ihnen befand sich ein Polizist. Die Tour in den Südwesten des Landes wurde über ein Reiseunternehmen in Kairo organisiert. Die Route durch die Wüste sei "abenteuerlich" und liege abseits der üblichen Strecken. Offenbar hätten die ägyptischen Sicherheitsbehörden aber keine Bedenken geäußert. Es gebe Lebenszeichen der fünf entführten Deutschen, von denen einer aus Baden-Württemberg stammt, hieß es in Berlin.

Die ägyptische Regierung habe ein großes Interesse, die Geiseln so schnell wie möglich freizubekommen, um den Imageschaden für die heimische Tourismusbranche zu begrenzen, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Dementsprechend würden sich die Ägypter "flexibel" verhalten - was als Umschreibung der Bereitschaft gilt, Lösegeld zu zahlen.

Das Kidnapping ist ein empfindlicher Schlag für die gerade beginnende Reisesaison in Ägypten. Die Entführung von Touristen ist - anders als im Jemen - in dem Land am Nil aber selbst in abgelegenen Wüstengegenden sehr ungewöhnlich. Der spektakuläre Vorfall könnte dennoch zu einem Einbruch im Tourismusgeschäft auch in dem immer wichtiger werdenden osteuropäischen Markt führen.

Erst Anfang des Monats hatte Israel seine Bürger eindringlich vor Reisen nach Ägypten und Jordanien gewarnt: In den beiden Ländern, die Friedensabkommen mit Israel haben, bestünde "ein hohes Risiko von Entführung und Terror". Israelis wurden angesichts "konkreter Warnungen" umgehend zur Rückkehr nach Hause aufgefordert. Die Bedrohung sei "schwerwiegend und unmittelbar". Es gebe Hinweise, dass Israelis von der Sinai-Halbinsel in den palästinensischen Gazastreifen verschleppt werden sollten.Die Halbinsel ist ein beliebtes Ferienziel für israelische Touristen während der jüdischen Feiertage, die Ende September beginnen. Nach mehreren Terroranschlägen militanter Islamisten in Sinai-Badeorten war die Zahl der israelischen Urlauber dort drastisch gesunken.

Unter den Entführungsopfern befindet sich jedoch offenbar kein Israeli. Ein politischer Hintergrund sei bei den Entführern nicht zu erkennen, hieß es in Berlin. Vermutlich hätten arabische Nomaden die Gunst der Stunde genutzt, als Geiselnehmer "mittlerer Professionalität" mit der Entführung von Europäern Geld zu verdienen. Die Region im Südwesten Ägyptens war bislang nicht als Hotspot einer "Entführungsindustrie" bekannt.In den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes für Ägypten heißt es nur, angesichts der wachsenden Gefahr des islamistischen Terrorismus in Nordafrika seien Ausländer, "gerade auch deutsche Staatsangehörige", einem zunehmenden Anschlags- und Entführungsrisiko ausgesetzt. Überlandfahrten im Saharagebiet seien "zunehmend mit Risiken behaftet".

Im April 2006 wurden 20 Menschen durch ein Bombe in dem Sinai-Feriendorf Dahab getötet, im Juli 2005 starben 70 in Scharm al Scheich und im Jahr zuvor 34 im Badeort Taba am Roten Meer.

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