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In Kairo kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Sicherheitskräften.

© Reuters

Ägypten: Hunderte Verletzte bei Straßenschlachten in Kairo

Fast ein halbes Jahr nach dem Sturz Mubaraks stürmen unzufriedene Jugendliche wieder den Tahrir-Platz. Sie sind über den Gang der Dinge nach ihrer "Revolution" enttäuscht.

Hunderte meist jugendliche Ägypter haben sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 590 Menschen verletzt, viele von ihnen durch eingeatmetes Tränengas. Die Jugendlichen warfen in der Nacht zum Mittwoch Steine und Brandsätze, die Polizei setzte Gummigeschosse, Schlagstöcke und Tränengas ein, wie Augenzeugen berichteten.

Die Auseinandersetzungen verlagerten sich später zunehmend in die Seitenstraßen des Tahrir-Platzes. Der Verkehr, der sonst über diesen Knotenpunkt der ägyptischen Hauptstadt fließt, war den ganzen Tag über blockiert. Die umliegenden Geschäfte blieben geschlossen. Einige Jugendlichen kündigten an, sie wollten wieder eine Dauerbesetzung des Tahrir-Platzes organisieren.

Zu den Ausschreitungen kam es nach einer Gedenkfeier von Angehörigen der "Märtyrer der Revolution" in einem anderen Stadtteil. Militante Anhänger der Protestbewegung, die am 11. Februar den Sturz von Präsident Husni Mubarak herbeigeführt hatte, zogen zum Tahrir-Platz. Sie fordern eine zügigere juristische Aufarbeitung der Tötung von mehr als 800 Demonstranten bei den damaligen Protesten. Deren Mittelpunkt war der Tahrir-Platz gewesen.

Am letzten Sonntag war der Prozess gegen Ex-Innenminister Habib al-Adli und sechs ehemalige Führungskader seines Ministeriums wegen der Tötung von Demonstranten nach nur drei Minuten vertagt worden. Eine wütende Menge von Angehörigen der Opfer der damaligen Polizeibrutalität bewarfen die Sicherheitskräfte vor dem Gericht mit Steinen.

Die jüngsten Ausschreitungen spiegeln ein weit verbreitetes Gefühl der Unzufriedenheit mit dem Gang der Dinge seit der Entmachtung Mubaraks wider. Viele Parteigänger des Ex-Präsidenten und Günstlinge seiner Herrschaft blieben unbehelligt in ihren Machtpositionen. (dpa)

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