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Ägyptische Soldaten stehen am 09.07.2015 an einem Checkpoint in Al-Arisch (Ägypten) im Norden des Sinai.

© Foaad Gharnousi/Almasry Alyoum/epa/dpa

Ägypten: Mindestens 235 Tote bei verheerendem Anschlag auf Moschee im Sinai

Bei einem schweren Anschlag auf eine Moschee wurden mindestens 235 Menschen getötet. Weltweit wurde das Attentat scharf verurteilt.

Schwer bewaffnete Attentäter haben in Ägypten einen der schlimmsten Anschläge in der Geschichte des Landes verübt und ein Blutbad mit mindestens 235 Toten angerichtet. Die Angreifer zündeten während des Freitagsgebets in einer Moschee im Norden der Sinai-Halbinsel eine Bombe und eröffneten dann das Feuer auf die Gläubigen. Weltweit wurde das Attentat scharf verurteilt.

Die Angreifer attackierten die Moschee al-Rauda im Dorf Bir al-Abed 40 Kilomter westlich der Provinzhauptstadt Al-Arisch. Nach Angaben von Augenzeugen umstellten sie die Moschee mit Geländewagen, zündeten eine Bombe außerhalb des Gotteshauses und feuerten dann auf die in Panik flüchtenden Gläubigen.

Die Fahrzeuge der Moscheebesucher steckten die Angreifer in Brand, um die umliegenden Straßen zu blockieren. Mindestens 235 Menschen starben nach Angaben der ägyptischen Behörden bei dem Angriff, 109 weitere Menschen wurden verletzt.

Die ägyptische Präsidentschaft ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Staatschef Abdel Fattah al-Sisi drohte den Attentätern mit "brutaler Gewalt". In einer Fernsehansprache kündigte er an, Armee und Polizei würden "unsere Märtyrer rächen und binnen kurzer Zeit wieder für Sicherheit und Stabilität sorgen".

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff

Unmittelbar nach dem Angriff hatte es von Seiten der Behörden zunächst noch geheißen, es gebe eine hohe Zahl von Verletzten und noch keine Angaben über Todesopfer. Dann wurde das ganze Ausmaß der Attacke deutlich: Die Staatsmedien berichteten zunächst von 54 Todesopfern, dann stiegen die Opferzahlen von 85 auf 115, dann 155, 184 und schließlich auf 235. Unter den Moscheebesuchern waren auch Rekruten der ägyptischen Streitkräfte.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. In der Region des Sinai kämpft ein ägyptischer Zweig der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) seit Jahren gegen die ägyptischen Sicherheitskräfte. Dabei wurden bereits hunderte Polizisten und Soldaten getötet, aber auch Zivilisten, denen die Extremisten Zusammenarbeit mit den Behörden vorwarfen. Ebenfalls im Visier des IS sind immer wieder Christen sowie Anhänger des Sufismus.

Die getroffene Moschee sei als Versammlungsort für Sufis bekannt gewesen, sagte ein Stammesführer und Chef einer Beduinen-Miliz, die gegen den IS kämpft, der Nachrichtenagentur AFP. Der Sufismus ist eine mystische Richtung des Islam.

Extremistische Gruppen wie die Taliban oder der IS sehen die Anhänger der als liberal geltenden Strömung als Ketzer an und verüben immer wieder Anschläge auf Sufi-Schreine. Neben dem IS sind auch dem Terrornetzwerk Al Kaida nahestehende Dschihadisten auf der Sinai-Halbinsel aktiv.

Weltweites Entsetzen über die Attacke

International wurde der Überfall auf die Moschee scharf verurteilt. US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Anschlag auf "unschuldige und schutzlose Gläubige" im Kurzbotschaftendienst Twitter als "abscheulich und feige". Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte in einem Brief an al-Sisi, der Überfall auf die Moschee steche "durch seine Brutalität und seinen Zynismus" hervor.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit verurteilte das "schreckliche Verbrechen, das zeigt, dass der wahre Islam unschuldig ist gegenüber denen, die die terroristische, extremistische Ideologie vertreten".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte "mit großer Bestürzung" auf den Anschlag. "Ich verurteile diesen niederträchtigen Anschlag auf das Schärfste", erklärte Merkel in einem Kondolenztelegramm. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) verurteilte "den hinterhältigen Terror, der mit seinen brutalen Untaten erneut auch vor Gotteshäusern und friedlichen Gläubigen nicht Halt macht".

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach von einem "barbarischen und feigen Akt", der sich gegen friedliche und ahnungslose" Menschen gerichtet habe.

Bei dem bislang folgenschwersten Anschlag in Ägypten waren im Oktober 2015 224 Menschen durch einen Bombenanschlag auf ein russisches Flugzeug getötet worden. (AFP)

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