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Politik: Ältester Deutscher mit 111 gestorben

Der älteste Mann Deutschlands, Herrmann Dörnemann, ist im Alter von 111 Jahren gestorben. Zuletzt war er an den Rollstuhl gefesselt und erblindet. Sein Rezept für ein langes Leben: kein Sport, keine Reisen und jeden Tag ein Altbier.

Düsseldorf (03.03.2005, 13:48 Uhr) - Dörnemann starb am Mittwoch in einem Krankenhaus an den Folgen einer Lungenentzündung, teilte sein Schwiegersohn Bernhard Klein am Donnerstag mit. Am 27. Mai wäre Dörnemann 112 Jahre alt geworden. Zwischenzeitlich galt er sogar als ältester Mann der Welt, bis er nach Angaben des Guinness-Buchs von einem 113 Jahre alten Mann aus Puerto Rico übertrumpft wurde.

Er empfand «Sport als Mord», verreiste nie und trank jeden Tag ein Altbier. So hatte Dörnemann nach Angaben seiner Familie sein biblisches Alter erreicht. Er kam 1893 zu Kaisers Zeiten in Essen im Ruhrgebiet als jüngstes von acht Geschwistern zur Welt, die er alle überlebte. Als kleiner Junge fuhr er mit seinem Vater, einem Sattler, unter Tage, um das Zaumzeug der Bergwerkspferde zu flicken. Als er acht Jahre alt war, wurde sein Elternhaus an das Stromnetz angeschlossen.

Im Ersten Weltkrieg wurde Dörnemann durch einen Schuss in den Oberarm verwundet. Seit 1947 lebte der gelernte Elektroingenieur in Düsseldorf. Der rheinische Methusalem, der 1959 in Rente gegangen war, hatte vier Geld-Währungen erlebt: Mark, Reichsmark, D-Mark und Euro.

Seine Tochter Rita Klein führte das hohe Alter ihres Vaters unter anderem darauf zurück, dass er wegen der Vitamine stets das Kochwasser der Kartoffeln getrunken habe. Außerdem sei er ein ungewöhnlich ausgeglichener Mensch gewesen: «Ich habe ihn nie schimpfen hören. Er war immer zufrieden.»

Als Gentleman alter Schule habe ihr Vater noch als 100-Jähriger «jungen Damen um die 70» die Tür aufgehalten. Noch mit weit über 100 habe der greise Herr gerne Volkslieder gehört und auf der Terrasse auch lautstark mitgesungen, wie die Nachbarn zu berichten wissen.

«Mein Vater ist mit 105 Jahren noch täglich einkaufen gegangen und hat mit mir und meinem Mann bei einem Bierchen Skat gespielt», sagte seine Tochter. Zuletzt an den Rollstuhl gefesselt und erblindet, hatte der geistig wache alte Herr vor allem bedauert, dass er seine Ur-Enkel Nick und Noelle nicht mehr aufwachsen sehen konnte. Der Tod sei für ihn eine Erlösung gewesen, ist sein Schwiegersohn überzeugt.

Dörnemann selbst hatte auf die Frage, wie er so alt werden konnte, eine eigene Antwort: «Ihr pflegt mich zu gut», hatte er seiner Familie lächelnd bescheinigt. (Von Frank Christiansen) ()

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