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Politik: Aero Lloyd am Boden – Tausende Fluggäste betroffen

Chartergesellschaft meldet Insolvenz an / Bayerische Landesbank will keine Kredite mehr geben / Bayern München verliert Sponsor

Berlin (Tsp). Der Start in die schönsten Wochen des Jahres ist für zahlreiche Urlauber am Donnerstag gründlich daneben gegangen: Seit sechs Uhr morgens ging bei Deutschlands fünftgrößtem Ferienflieger Aero Lloyd gar nichts mehr. Das Unternehmen musste Insolvenzantrag stellen, nachdem die Bayerische Landesbank als Mehrheitseignerin ein neues Sanierungskonzept für die Chartergesellschaft abgelehnt hatte. Allein am Donnerstag waren von der Pleite 8500 Fluggäste und 20 Flüge von und nach Deutschland betroffen. In den kommenden Wochen werden Hunderttausende die Pleite des Reiseveranstalters noch zu spüren bekommen.

Der Reisekonzern Tui hat bereits gestern einen Krisenplan entwickelt, um gestrandete Urlauber heimzuholen. Ab Freitag sollen danach TuiServicebüros in den Urlaubsländern die Urlauber betreuen, die nur einen Flug bei Aero Lloyd gekauft hatten und nun festsitzen.

Die Fußballspieler von Bayern München müssen sich nun nach einem neuen Flugpartner umsehen. Aero Lloyd ist die offizielle Fluglinie des FC und transportierte bisher in zwei Maschinen die Kicker kostenlos zu Spielen oder Trainingslagern. Für die Reise nach Lyon zum Champions-League-Spiel am Montag habe der Verein bereits eine Ersatzmaschine gebucht, sagte Pressesprecher Markus Hörwick in München. Das Leitwerk des Bayern- Jets ziert ein großes Emblem des Clubs, die Sitze tragen die Namen von Spielern und Trainer. Das ist bald nur noch Erinnerung.

Aero Lloyd fliegt seit mehr als zwei Jahrzehnten für zahlreiche große Tourismusveranstalter. Zuletzt waren Reisekonzerne wie Tui und Thomas Cook (Neckermann) wichtige Kunden. Das Unternehmen hatte in diesem Jahr einen Marktanteil von rund zwölf Prozent am deutschen Ferienfluggeschäft. Die Bayerische Landesbank war Ende der 90er Jahre bei dem Unternehmen eingestiegen, das sich damals schon in einer Krise befand. Heute hält die Münchener Staatsbank 66 Prozent an Aero Lloyd. „Der Flugmarkt ist geprägt von hohen Überkapazitäten, denen absehbar keine entsprechenden Nachfragesteigerungen gegenüber stehen“, sagte die Bank zu ihrer Entscheidung, eine erneute Rettung des Unternehmens nicht mehr zu finanzieren. Doch die Pleite könnte für sie noch ein Nachspiel haben: Nach Informationen des Tagesspiegels drohen der Bayern LB und ihren Töchtern hohe Millionenverluste.

Unter den Urlauber haben vor allem die Direktbucher Pech. Sie müssen sich auf eigene Rechnung einen neuen Flug organisieren – und bleiben auf den Kosten dafür meist sitzen. Pauschaltouristen sind dagegen in einer vergleichsweise komfortablen Situation: Veranstalter wie Tui oder LTU müssen sie kostenlos auf Ersatzflüge umbuchen.

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