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Politik: Ärzte verschreiben zu viel und zu teuer

Berlin - In Deutschland verschreiben Ärzte immer noch zu viele und zu teure Medikamente. Der Arzneimittelreport 2006 kommt zum Ergebnis, dass die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr bei einer anderen Verordnungspraxis drei Milliarden Euro hätten sparen können.

Berlin - In Deutschland verschreiben Ärzte immer noch zu viele und zu teure Medikamente. Der Arzneimittelreport 2006 kommt zum Ergebnis, dass die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr bei einer anderen Verordnungspraxis drei Milliarden Euro hätten sparen können. Die durchschnittlichen Beiträge wären damit um 0,3 Prozentpunkte geringer ausgefallen. „Das ist ein Potenzial, was es auszuschöpfen gilt“, sagte die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk (SPD).

Der Arzneimittelreport, der von der Universität Bremen erstellt worden ist, wertet Daten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) aus dem Jahr 2005 aus. „Wir sind nicht gesünder geworden, aber wir haben mehr Geld ausgegeben“, fasst GEK-Vorstand Dieter Hebel die Ergebnisse zusammen. Die Ausgaben für Arzneimittel stiegen 2005 um gut 16 Prozent und lagen mit 25 Miliarden Euro sogar über der Summe, die für ärztliche Honorare ausgegeben wurde. Der Trend setzt sich nach Angaben von Hebel auch in diesem Jahr fort: Im Mai 2006 seien die Gesamtausgaben für Medikamente rund zehn Prozent höher gewesen als im Mai 2005.

Der starke Anstieg ist nach Ansicht von Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte an der Uni Bremen, nicht auf medizinische Gründe zurückzuführen. Er kritisierte, dass zu viele „Analogpräparate“ – das sind neue Medikamente ohne therapeutischen Zusatznutzen für den Patienten – verordnet würden. Die seien für die gesetzlichen Kassen eine „Plage“, weil sie unnötige Ausgaben verursachten. Für die Ärzte seien sie eine „Falle“, weil sie zu oft glaubten, dass neue Arzneimittel besser seien. Aber auch bei den Generika, billigen Nachahmerpräparaten, lasse sich Geld sparen.

Bei der Gesundheitsreform berät die große Koalition nach Angaben von Caspers-Merk über zwei Instrumente, mit denen sich die Medikamentenausgaben steuern lassen: Zum einen wird darüber nachgedacht, dass Ärzte sich eine Zweitmeinung einholen sollen, bevor sie eine sehr teure Therapie starten. In Österreich habe ein solches Vorgehen dazu geführt, dass der Ausgabenanstieg für teure Präparate halbiert worden sei, sagte die SPD-Politikerin. Zum anderen erwägt die Koalition, neue Medikamente künftig nicht nur nach ihrem Nutzen, sondern auch nach ihren Kosten bewerten zu lassen.

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