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Alternative für Deutschland? Mehr und mehr wirkt die Partei führungslos.

© Lukas Schulze/dpa

Update

Machtkampf in der AfD: Frauke Petry oder Bernd Lucke? Weder noch!

Neue Runde im Personalstreit der AfD: Mehrere Landesvorsitzende verlangen, dass künftig weder Frauke Petry noch Bernd Lucke an der Spitze der Partei stehen sollen. Lucke ist nicht strikt gegen eine solche Lösung.

Von Matthias Meisner

Im Personalstreit der AfD sind inzwischen mehrere Landesvorsitzende der Auffassung, dass weder der bisherige Parteichef Bernd Lucke noch seine Co-Chefin Frauke Petry für die Führung der Partei geeignet sind. Die "Main-Post" berichtet unter Berufung auf den bayerischen AfD-Landeschef André Wächter, einen entsprechenden Beschluss hätten Vertreter der Landesverbände bei einem Geheimtreffen in Würzburg bei nur einer Gegenstimme gefasst.

Die Zeitung zitierte Wächter mit den Worten: "Wir meinen, dass es besser wäre, wenn sie nicht an einer künftigen Parteispitze beteiligt sind. Egal, ob die aus einer, zwei oder drei Personen besteht." Bisher führen Lucke und Petry die Partei gemeinsam mit Konrad Adam. Mitte Juni soll auf einem Parteitag in Kassel ein neuer Vorstand gewählt werden.

Parteigründer Bernd Lucke sagte der Deutschen Presse-Agentur zu der Würzburger Initiative: "Ich würde mich einer solchen Lösung nicht verschließen, wenn es dem Wohl der Partei dient." Voraussetzung sei aber, dass keiner der Beteiligten des jüngsten Streits für den neuen Bundesvorstand kandidiere. Für Lucke zählen dazu neben Frauke Petry auch der Brandenburger AfD-Chef Alexander Gauland, der Vorsitzende der AfD in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, sowie Hans-Olaf Henkel, Bernd Kölmel und Ulrike Trebesius. Wie gewichtig die Empfehlung der Landesvorsitzenden ist, blieb zunächst unklar. Die "Main-Post" berichtete, an der Sitzung, die auf Initiative des bayerischen Landesverbandes zustande kam, hätten Spitzenvertreter von 13 der 16 Landesverbände der Partei teilgenommen. Die Landesverbände Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen seien der Einladung nicht gefolgt. Lucke und Petry waren nicht in Würzburg. Während Petry als sächsische AfD-Landeschefin eingeladen war und einen Vertreter schickte, war Lucke zu dem Treffen nicht eingeladen.

Petry, die selbst Vorsitzende des sächsischen AfD-Landesverbandes ist, missbilligte die Veranstaltung in Würzburg als "unabgestimmt". Der nordrhein-westfälische AfD-Vorsitzende Pretzell widersprach den Angaben des bayerischen Landeschefs Wächter. Neben "sonstigen Vertretern" hätten nur drei Landesvorsitzende sowohl gegen Lucke als auch gegen Petry gestimmt, schrieb Pretzell auf seiner Facebook-Seite. Ein Parteimitglied aus NRW habe ohne Absprache mit dem Landesvorstand teilgenommen. "Ein Witz!", meinte Pretzell, der auch Europaabgeordneter ist. AfD-Vertreter aus Hessen wiesen darauf hin, dass die Partei dort derzeit nur einen Notvorstand habe. Es habe damit gar keine legitimierten Vertreter des Landesverbandes bei dem Würzburger Treffen geben können.

Der in Würzburg anwesende umstrittene thüringische Landesvorsitzende Björn Höcke trägt den in Würzburg verabredeten Vorschlag offenbar mit. Höcke steht selbst erheblich unter Druck, der Bundesvorstand hatte vom thüringischem Landesverband verlangt, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Höcke anzustreben, weil dieser sich nicht hinreichend von der NPD abgegrenzt hatte. Höcke hatte eine eigene Kandidatur für den Bundesvorstand nicht ausgeschlossen.

Zuvor hatte der brandenburgische Fraktionsvorsitzende Gauland, der in Würzburg nicht dabei war, Zweifel an Luckes Zukunft in der Partei geäußert: "Eine AfD ohne Lucke habe ich mir bisher nicht vorstellen können. Aber jetzt muss ich sie mir vorstellen können", sagte Gauland der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Lucke war am Freitagabend Gast der brandenburgischen Landesfraktion in Potsdam.

Lucke hatte Anfang vergangener Woche die Gründung des Vereins "Weckruf 2015" angekündigt, um seine Position in der AfD vor dem Kasseler Parteitag zu festigen. In dem Verein will er seine Anhänger sammeln, um die zerstrittene AfD nach eigenen Angaben "zu retten". Lucke, der dem wirtschaftsliberalen Flügel der AfD angehört, will mit seiner Initiative nach eigenen Worten einen Rechtsruck der Partei verhindern. Der Vorstand hatte die Initiative am Freitag mehrheitlich missbilligt. (mit AFP/dpa)

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