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Wie weiter? Bernd Lucke will die AfD allein führen.

© Jörg Sarbach/dpa

AfD vor der Durststrecke: Bisher hatte die Partei mehr Glück als Verstand

Die AfD hat auf dem Parteitag ein reinigendes Gewitter in der Führung erlebt. Nach dem Streit um die Spitze muss die Partei aber nun ein Jahr ohne wichtige Wahlen überstehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albert Funk

Die Alternative für Deutschland war und ist vor allem ein Racheakt von Besserwissern. Man schaue sich nur die Führungsfiguren an. Alexander Gauland reibt sich an der CDU, deren Entwicklung unter Angela Merkel der erzkonservative Ex-Christdemokrat missbilligt. Frauke Petry geht es darum, die Anziehungskraft ihrer Vorstellung eines sozialen Konservatismus zu beweisen, den die Führung der Christdemokraten hinter sich gelassen hat. Konrad Adam wiederum ist davon getrieben, die Salonfähigkeit eines intellektuellen Konservatismus aufrechtzuerhalten. Bernd Lucke, dem es vor allem um einen anderen Europakurs Deutschlands geht und der in knapp einem Jahr die Partei allein führen will, möchte die AfD als Ersatz für die ohnmächtige FDP aufbauen – mit dem Ziel, den Europa-Kurs der Union indirekt zu ändern, indem er ihr Stimmen abnimmt, und direkt dann vielleicht als Koalitionspartner in einer Regierung. Ähnlich sieht es möglicherweise Olaf Henkel. Das Quintett hat nie harmoniert, die jeweilige Egozentrik ist dafür wohl zu stark.

"Stümperhafte Führung"

Luckes Kritik an der bisherigen Führung – „stümperhaft“ – auf der Parteiversammlung am Wochenende deutet darauf hin, dass die AfD ihre bisherigen Erfolge doch mehr dem Glück als dem Verstand zu verdanken hatte. Die Selbsteinschätzung, man sei unprofessionell, zeigt zudem, wie wenig tragfähig eine auf Rachegelüste und Besserwisserei gebaute, von Exzentrikern geführte politische Gruppierung ist. Und nun kommt die Durststrecke. Der dreifache Paukenschlag vom vergangenen Herbst mit dem Einzug in die Landtage von Sachsen, Thüringen und Brandenburg liegt nun schon fünf Monate zurück. In diesem Jahr stehen nur Wahlen in Hamburg (Ende Februar) und Bremen (im Mai) an, Kommunalereignisse also. Erst im Frühjahr 2016 folgt dann wieder ein Dreierwahlpack mit Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Die ständige Bestätigung durch Wahlerfolge ist für eine Partei im Aufbau lebenswichtig, zumal für eine, die auf Proteststimmen setzt. Ein Jahr ohne Wahlen kann da zum Problem werden. Vor allem, wenn man eingestandenermaßen nicht weiß, wie man eine Partei führt.

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